Ukrainischer TV-Chef tritt zurück : Ein Drittel des Staatsfernsehbudgets für den ESC
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Sie holte mit dem Titel in Stockholm die Ausrichtung im Jahr 2017 in die Ukraine: Die ukrainische Sängerin Jamala beim ESC-Finale im Mai. Bild: dpa
Der Chef des ukrainischen Staatsfernsehens soll einen Sender nach dem Vorbild von ARD und BBC aufbauen. Jetzt erklärt er seinen Rücktritt – weil ein Drittel seines Budgets für ein einziges Großereignis reserviert wurde.
Vor dem Eurovision Song Contest (ESC) 2017 in Kiew hat der Chef des ukrainischen Staatsfernsehens, Surab Alassanija, seinen Rücktritt eingereicht. Nach Abzug der Kosten für den ESC bleibe zu wenig Geld für andere Projekte, sagte er an diesem Dienstag. „Regierung, meinst du das ernst?“, schrieb der 51-Jährige in seiner Rücktrittserklärung. Die Regierung hatte zuvor 16 der 43 Millionen Euro des Senderbudgets für den ESC reserviert. Die Stadt Kiew sagte weitere 7,1 Millionen Euro für Infrastruktur zu.
Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko forderte das Kabinett auf, schnell einen Nachfolger zu finden. „Die Situation ist ernst“, sagte der ehemalige Boxweltmeister. Die Fernsehanstalt übernehme einen großen Teil der Vorbereitungen. Die Ukraine hatte das europaweite Musik- und TV-Ereignis bereits 2005 organisiert. Das Austragungsrecht ging nach dem Sieg der Sängerin Jamala im Mai in Stockholm abermals an die ehemalige Sowjetrepublik.
Der Journalist Alassanija war nach dem Machtwechsel 2014 zum Generaldirektor des Staatsfernsehens ernannt worden. Mit Hilfe unter anderem der Deutschen Welle soll ein öffentlich-rechtliches Fernsehen nach dem Vorbild etwa von ARD und BBC geschaffen werden. Privatsender mit Verbindungen zu Oligarchen dominieren den TV-Markt in der Ukraine.