TV-Kritik: Hart aber fair : Wie Wölfe und Totholz Deutschland neues Leben bringen
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Diskussion vor Waldkulisse: Franz Prinz zu Salm-Salm, Roland Tichy, Barbara Hendricks, Peter Wohlleben und Olaf Tschimpke bei Frank Plasberg. Bild: WDR/Dirk Borm
Es ging um den deutschen Wald. Und was so alles aus ihm werden soll: Windpark, Wildpark, Urnengrab und eine schöne Grimm’sche Kuhweide.
Nach mehr als einer halben Stunde fiel erstmals das Wort Wolf, welcher das Thema der Sendung war. Zaghaft schickte der Wirtschaftspublizist Roland Tichy den Satz voran: „Ich möchte ja gar nicht als der große Wolfsfeind dastehen.“ Und das tat er dann auch nicht.
Aber er sagte, auch Naturschützer hätten eine Verantwortung. Wenn es mal schiefgehe mit den freien Wölfen, die neuerdings wieder und immer mehr und mehr mitten unter uns sind. Also eine Obergrenze? Till Backhaus hatte sie schon gefordert, ein SPD-Mann aus dem Nordosten. Hendricks, ebenfalls SPD, will das nicht. „Der Wolf ist eine schützens..., äh, notwendige Art“, sagte die Bundesumweltministerin. Sie versuchte, das Volk zu beruhigen.
Der Wolf beißt nicht
Ein Spaziergänger werde nie mehr als einem Rudel gleichzeitig begegnen. Und „selbstverständlich“ sei die Sicherheit gewährleistet, auch ohne Gesetzesverschärfungen. Schließlich ließen sich auffällige Wölfe erschießen. Und die vielen toten Schafe der vielen Weideschäfer? Die Länder zahlten Entschädigung für Landwirte – nein, die zahlten höchsten einen Bruchteil, konterte der Waldbesitzer Prinz Franz zu Salm-Salm, sichtlich besorgt um das Hab und Gut der armen Wanderschäfer. Bald mehr im Faktencheck.
Und dann ging der Streit los. Peter Wohlleben, der liebste Förster der Deutschen, der mit Pferden und Urnenbestattungen einen kleinen Urwald im Hümmel am Leben hält, freute sich von den Gesprächsgästen am allermeisten über die Rückkehr des Wolfes in unseren Wald. Der Wolf sei gut für den Wald, weil er Wildschweine und Wild fresse, das Wald fresse, so Wohlleben, dessen moralischer Kompass der Wald ist. Der Fein der Feindes des Waldes ist mein Freund, so seine Maxime.
Sollen die Afrikaner auf Elefanten schießen?
Außerdem, sagte Wohlleben: 30.000 Hundeübergriffe auf Menschen gebe es im Jahr. Dreißigtausend! Wolle man Hunde nun erschießen? Und: „In Afrika verwüsten jede Nacht Elefanten Felder von armen Bauern, da würden wir doch nicht sagen: Mensch, schießt die Elefanten ab!“
Nein, das wolle man nicht. So hatte jeder Redegast seine ganz besondere Sicht. Der Naturschutzlobbyist Olaf Tschimpke (Nabu) nannte den Wolf „eine Tierart, die eine herausragende Bedeutung für uns hat“. Müsse sich der Wandersmann nun sorgen? „Es gibt ein Risiko natürlich, aber das ist in dem allgemeinen Lebensrisiko.“ Und dagegen: 260.000 Unfälle im Jahr mit Wild. Zweihundertsechzigtausend!
Chaos mit Kühen
Der Waldbesitzerfürsprecher Prinz zu Salm-Salm, dem Wäldereien in Sachsen-Anhalt zu eigen sind, fürchtete aber weitere, große Unfälle. So geschehen kürzlich irgendwo im Sauerland: Wolf, flüchtende Kühe, Straße, Massenkarambolage. „Pferde sind Fluchttiere, Kühe sind Fluchttiere“. Die Wolfspanik als Gefahr für Autofahrer, vom VW bis zum Chevrolet. Auch er sei dabei kein Feind des Wolfes. Nein nein. Aber das Land sei heute ungleich dichter von Menschen besiedelt, als zu Zeiten des Wolfes. Als er noch unter uns war.
Allerhand Bedenkenswertes trug Salm-Salm aus seiner Heimat vor, wo der Wolf vom Osten her kommend schon vor Jahren Fuß fasste: Wölfe in Waschanlagen. Wölfe im Wald, wo Kinder leben. Und arme Schäfer in Sachsen-Anhalt, „die am Minimum knapsen“.