TV-Kritik: Dunja Hayali : Wie Erdogan noch zu stoppen ist
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Weiteres Thema der Sendung: Demenz
Dunja Hayali besucht den Sonnengarten im Münchener Pflegezentrum Sendling, redet mit Bewohnern und Pflegekräften. Seltsame Ideen hat sie, wie der Weg in eine Demenz etwa durch Kreuzworträtsel oder Sudoku zu verhindern, zu verlangsamen oder aufzuhalten sei. Dass einer Demenz, schon lange, bevor die Diagnose gestellt wird, Auffälligkeiten vorausgehen, ist eine wichtige Einsicht, auf die der Schweizer Pflegeexperte Michael Schmieder hinweist. Es sei nicht das nachlassende Gedächtnis, sondern es gebe eher diskrete Veränderungen im Verhalten, wie etwa ein plötzlich auftretender anderer Umgang mit Normen oder emotionale Konflikte. In ihnen entlädt sich die Angst eines Betroffenen vor der Veränderung, die er an sich selbst bemerkt. Die beste Prävention gegen Demenz sei ein früher Tod, sagt Schmieder sarkastisch. Deshalb richte sich ein wichtiger Teil des pflegerischen Angebots an die Angehörigen, die sich Vorwürfe machten, wenn sie ihre Mütter oder Väter ins Heim bringen. Sie sehen nur das gebrochene Versprechen und übersehen, dass sie weiter für ihre Angehörigen da seien.
Im Heim kommt es nur relativ selten zu Situationen persönlicher Überforderung, die im trauten Umfeld der bisherigen Wohnung Patienten und Angehörige gegeneinander aufbringen und in Verzweiflung stürzen. Die Idee, Entlastung durch Pflegekräfte aus Osteuropa zu suchen, verkennt das Risiko, dass es auch bei ihnen infolge von Überforderungen zu Übergriffen kommen kann. In einem Pflegeheim passen die Pflegekräfte aufeinander auf, dass es nicht zu solchen Situationen kommt.
Der Schlagersänger Patrick Lindner ist dem Sonnengarten dankbar für die gute Pflege seiner Mutter. Anfangs habe er ihre beginnende Demenz nicht wahrhaben wollen. Sie habe erstaunlich gut verbergen können, wie es um sie bestellt war. Michael Schmieder betrachtet das Versprechen, einen nahen Angehörigen nicht ins Heim zu bringen, als Irrtum. Tatsächlich gehe es darum, die Angehörigen nicht zu verlassen, wozu auch gehört, sich selbst in der Verantwortung nicht verlassen zu fühlen. In der Architektur von Pflegeheimen setzt Schmieder auf großzügigen Raum. Das sei nicht Luxus, sondern die Einsicht, dass die Unterbringung in kleinteiligen Heimen nicht so gut funktioniere.
Thema Fleischkonsum
Zum Schluss kommt ein saisonales Thema in Hayalis bunten Kessel: das Grillfleisch und die Frage, ob man das Schwein, aus dessen Schulter Würste hergestellt werden, auch bei seinem Namen kennen muss. Das Fleisch von Tieren unbekannten Namens ist billiger. Aber nachdem der Züchter die neun Monate alte ziemlich große Biosau auf der Schweinewiese mit der Farbpistole markiert hat, nimmt ihr Schicksal seinen Lauf. Auf dem Weg zum Schlachter erhält sie den Namen Berta, der Hayalis Kollege Jochen Schropp nachruft, sie habe phantastisch geschmeckt.
Köchin Sarah Wiener findet es zweifelhaft, dass ein Huhn aus der Massenhaltung weniger als eine Kinokarte in Berlin-Mitte kostet. Das Fleisch, das sie auf ihrem Biohof in der Uckermark produziert, dürfte deutlich mehr kosten als die Kinokarte. Wiener bezeugt und plädiert für Respekt vor den Lebewesen, die man isst. Das Nichthinschauen- und das Nichtwissenwollen, wo das Fleisch herkomme, erspare sich den Blick auf bestialische Grausamkeiten hinter den Mauern der Fleischfabriken.