Türkei weist Reporter ab : Schwenck war nicht akkreditiert
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Ihm wurde die Einreise in die Türkei verwehrt: SWR-Korrespondent Volker Schwenck. Bild: dpa
Zwölf Stunden lang saß der ARD-Korrespondent Volker Schwenck am Flughafen Istanbul fest, dann musste er zurück nach Kairo. Er hatte keine Presse-Akkreditierung, bestätigt der SWR.
Warum ließen die türkischen Behörden den ARD-Korrespondenten Volker Schwenck nicht einreisen? Aus „Sicherheitsgründen“, heißt es, sei er am Flughafen Instanbul festgesetzt worden. Zudem habe er keine Presseakkreditierung besessen, sagte der stellvertretende türkische Ministerpräsident Numan Kurtulmus. Die Akkreditierung müssen ausländische Korrespondenten bei der Generaldirektion für Presse und Information beantragen, die der Regierung direkt unterstellt ist.

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Schwenck habe in der Tat keine Akkreditierung gehabt, heißt es auf Anfrage von FAZ.NET beim Südwestrundfunk, doch sei eine solche bei seinen Reisen in die Türkei bisher nie vonnöten gewesen. Zudem arbeite er als Leiter des Studios in Kairo eng mit den ARD-Kollegen in Istanbul zusammen. Eine offizielle Begründung für Schwencks Zurückweisung habe man nicht erhalten. Der Korrespondent war am Dienstag am Flughafen von Istanbul festgesetzt worden und unverrichteter Dinge nach Kairo zurückgekehrt.
Auf das Erfordernis einer Akkreditierung kann sich die türkische Regierung formal durchaus zurückziehen, eine solche ist für einreisende Journalisten auch in anderen Ländern erforderlich. Mit der schleppenden Vergabe von Akkreditierungen haben die türkischen Behörden in der jüngeren Vergangenheit schon die Arbeit einiger Auslandskorrespondenten behindert. Zuletzt hatte der „Spiegel“ seinen Korrespondenten Haznain Kazim aus der Türkei abgezogen. In seinem Fall spielten auch Sicherheitserwägungen eine Rolle. Ihm habe Verfolgung gedroht, weil man ihm – wie etlichen kritischen Berichterstattern – Unterstützung „terroristischer Aktivitäten“ unterstellte.
Die Kanzlerin war „in gewisser Sorge“
Die Festsetzung Schwencks hatte am Dienstag zu einer diplomatischen Kontroverse geführt. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte mitgeteilt, dass sie Schwencks Zurückweisung am Flughafen „mit gewisser Sorge“ betrachte. Vizekanzler Sigmar Gabriel hatte von einem „mehr als problematischen Akt“ gesprochen. Schwenck hatte am Dienstagmorgen getwittert: „Endstation Istanbul.“ Es sei ein Vermerk an seinem Namen „Bin Journalist. Ein Problem?“
Nach seiner Rückkehr nach Kairo hatte der Journalist Aufklärung darüber verlangt, warum die Türkei ihm die Einreise verweigerte. „Den genauen Grund, den kenne ich immer noch nicht“, hatte Schwenck am Dienstagabend in den ARD-„Tagesthemen“ gesagt. Er sei in Istanbul den ganzen Tag über weder befragt oder vernommen worden. Nachdem die türkischen Behörden ihn zwölf Stunden festgehalten hatten, durfte er am Abend nach Ägypten zurückfliegen.
Juristen müssten klären, meinte Schwenck, was genau ihm vorgeworfen werde. „Denn für die Berichterstattung über Syrien ist es für uns absolut notwendig, dass wir in die Türkei reisen können. Wenn das nicht mehr geht, dann wäre das ein großes Problem.“ Er habe einen Vordruck ausgehändigt bekommen, auf dem ein Paragraph vermerkt gewesen sei. „Die Kollegen in Istanbul haben herausgefunden, es hat irgendwas mit Grenzverletzungen zu tun, aber mehr wurde mir nicht mitgeteilt“, sagte Schwenck in den „Tagesthemen“.
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