Fox News : Vom Buhmann zum Retter
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Überraschend: Ausgerechnet auf Fox News verurteilte Moderator Chris Wallace Trumps Rede scharf. Bild: AP
Ein Schock für das Trump-Lager: Ausgerechnet Fox News hat sich in der Wahlnacht zum Helden der amerikanischen Medienlandschaft aufgeschwungen.
Fox News, der Sender aus dem Hause Murdoch, der mit erzkonservativen Meinungstalkern wie Sean Hannity, Tucker Carlson und Laura Ingraham mehr Zuschauer anzieht als die anderen Nachrichtensender, gilt gemeinhin als Stichwortgeber Trumps. Aber in der Wahlnacht rief Fox News nicht nur als Erster Joe Biden als potentiellen Gewinner in Arizona aus – die Agentur AP zog knapp vier Stunden später nach, und CNN und die „New York Times“ hatten bis zum Nachmittag des Folgetags noch kein Urteil zum voraussichtlichen Gewinner in Arizona abgegeben. Fox News trat als Verteidiger der Demokratie hervor. Und Trumps Leute waren schockiert.
Sarah Huckabee Sanders, die frühere Pressesprecherin Trumps, inzwischen Kommentatorin bei Fox News, nannte die Arizona-Prognose „womöglich verfrüht“, Trumps Chefstratege Jason Miller schrieb auf Twitter, Fox News versuche, die noch nicht ausgezählten Stimmen zu „entwerten“. Aber Arnon Mishkin, der seit 2008 das Wahl-Berichterstatterteam von Fox News leitet, blieb bei seiner Prognose. „Tut mir leid“, sagte er kühl, „es wird dem Präsidenten nicht gelingen, genügend Stimmen zu sammeln.“ Das war bemerkenswert in einer Nacht, in der sich die meisten in Vorsicht übten. Freilich hat sich Mishkin mit seinem Team in den vergangenen Jahren einen Namen als mathematisch versierter und unabhängiger Wahlanalytiker gemacht. 2018 sagte er einen Sieg der Demokraten im Abgeordnetenhaus vorher, auf den die Demokraten selbst schon nicht mehr hofften. Mishkin behielt Recht. Auch die Voraussage von 2012, dass Barack Obama Ohio gewinnen würde, sollte sich bestätigen. Insofern war Mishkins aktuelle Prognose weniger überraschend, als sie vielen am Wahlabend erschien.
Fox News tat sich zudem mit der schärfsten Zurückweisung von Trumps Behauptung hervor, er habe die Wahl „ehrlich gesagt“ gewonnen und man solle die Auszählung der Stimmen stoppen. „Dies ist eine äußerst brenzlige Situation, und der Präsident hat soeben ein Streichholz hineingeworfen“, sagte Fox News-Moderator Chris Wallace. Trump habe die genannten Bundesstaaten mitnichten gewonnen: „Dem Präsidenten steht nicht zu, den Gewinn von Bundesstaaten zu reklamieren.“ Wallace wies Trumps autokratischen Anspruch zurück: „Keine Frage, all diese Bundesstaaten können ihre Stimmen weiter auszählen.“ Die „Los Angeles Times“ schrieb unter Rückgriff auf ein altes Motto von Fox News, eine solch „faire und ausgewogene Berichterstattung“ einer der einflussreichsten Medienorganisationen könne nach der Auszählung aller Stimmen womöglich das Zünglein an der Waage dafür sein, „ob Millionen Amerikaner den Ausgang der Wahl akzeptieren oder nicht“, „ob es einen friedlichen Machtwechsel gibt oder nicht.“