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Wahl im ZDF : Bellut bleibt ZDF-Chef bis 2022

Es kann nur einen geben: der ZDF-Intendant Thomas Bellut, hier auf einer Veranstaltung der F.A.Z. Bild: Helmut Fricke

Am Freitagmorgen war beim Zweiten Intendantenwahl. Es ging alles ganz fix, denn es stand schon vorher fest, wer es wird: Thomas Bellut ist und bleibt der Senderchef. Dafür gibt es vor allem einen Grund.

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          Der Fernsehrat des ZDF hat am Freitagmorgen eine Entscheidung getroffen, von der im Vorhinein schon klar war, wie sie ausfallen würde. Die Wahl des Intendanten stand an. Anders als in früheren Jahren, in denen das Amt heiß umkämpft war, lautete die Losung diesmal: Es kann nur einen geben – nämlich den, der den Posten zurzeit bekleidet. Thomas Bellut erzielte schon bei seiner ersten Wahl im Sommer vor vier Jahren ein Traumergebnis, 70 von 73 Fernsehräten stimmten damals für ihn. Ob sich das steigern ließe? Nicht ganz. Von siebzig Fernsehratsmitgliedern stimmten 64 für Bellut, vier gegen ihn, zwei enthielten sich. Nun kann der Intendant in seine zweite Amtszeit von 2017 bis 2022 gehen.

          Michael Hanfeld
          verantwortlicher Redakteur für Feuilleton Online und „Medien“.

          „Bellut steht für einen unabhängigen Journalismus und eine
          erfolgreiche Programmpolitik. Unter seiner Führung hat sich die Programmfamilie zum führenden Anbieter von Qualitätsfernsehen weiterentwickelt“, sagte der Vorsitzende des ZDF-Fernsehrats, Ruprecht Polenz. Das Wahlergebnis spiegele „die Anerkennung des Gremiums für die Leistungen des Intendanten wider. Der Fernsehrat wird die Arbeit von Herrn Bellut auch in dessen zweiter Amtszeit kritisch und konstruktiv begleiten.“ Kurt Beck, ehemaliger Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und Vorsitzender des ZDF-Verwaltungsrats, sagte, das Wahlergebnis sei „ein Vertrauensbeweis für die Arbeit des Intendanten. „Er ist ein kreativer und effizienter Medienmanager, den seine transparente Unternehmensführung ebenso auszeichnet wie
          sein Sinn für das Machbare.“

          Thomas Bellut manövriert den Sender so souverän, wie er schon zuvor als Programmdirektor gewirkt hatte. Mochten sich damals, 2002, einige gefragt haben, ob ein gelernter Journalist, dessen Karriere 1984 im ZDF begann und ihn als Korrespondent und Innenpolitik-Chef an die Spitze führte, mit allen Facetten des Programms etwas anfangen könne, wurden sie eines Besseren belehrt. Bellut modernisierte im Laufe eines Jahrzehnts alle Sparten und suchte nach außergewöhnlichen Produktionen. Seinem Nachfolger hinterließ er den Plan für den Dreiteiler „Unsere Mütter, unsere Väter“, der mit großem Erfolg lief, als Bellut schon Intendant war.

          Er leitet nicht, er präsidiert

          In dem Job galt es zunächst zu sparen. 562 Stellen baute Bellut ab und brachte den Sender auf eine Mannschaftsstärke von aktuell rund 5000 Mitarbeitern. Dann hatte das ZDF die Klage gegen den Sender-Staatsvertrag vor dem Bundesverfassungsgericht durchzustehen, das der Politik in den Aufsichtsgremien die gelbe Karte zeigte - dem Sender und dem Intendanten verschafft es indes mehr Freiraum. Mit der ARD einigte sich Bellut sodann auf ein gemeinsames Jugendangebot, das das ZDF nicht wirklich braucht.

          Zuletzt ging es darum, der Gebührenkommission Kef zu übermitteln, dass das ZDF wie die ARD an die auf einem Sperrkonto liegenden 1,6 Milliarden Euro heran will, die der neue Rundfunkbeitrag an Mehreinnahmen gebracht hat. Rund ein Viertel der Summe beansprucht das ZDF für sich, sah bei der Bekanntgabe aber viel bescheidener aus als die ARD, weil – das Zweite (Jahresetat 2,1 Milliarden Euro) seine Zahl erst mit Tagen Verspätung lancierte. So konzentrierte sich die Kritik auf die ARD. Hier zeigte sich – wie bei vielen Gelegenheiten –, das Geschick des Thomas Bellut. Er hat ein Gespür für Timing. Er weiß, wann er auf die Bühne muss und wann er anderen den Vortritt lässt. Am Ende steht er immer im richtigen Licht. Bellut, sagte ein Branchenkenner treffend, leite den Sender nicht, er präsidiere. Als Präsident respektive Intendant geht er nun in seine zweite Amtszeit bis 2022.

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