FAZ.NET-„Tatort“-Umfrage : Die Top Ten unserer Leser 2014
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Wie weit kam Murot? Bild: dpa
Viel zu tun gab es in diesem Jahr in der FAZ.NET-Tatortsicherung. Waren Fernsehkrimis eigentlich schon immer so hanebüchen konstruiert? Einige bemerkenswerte Fälle gab es aber auch. Unsere Leser haben gewählt.
Bevor wir zu den beliebtesten Sonntagskrimis unserer Leser seit Beginn der FAZ.NET-Tatortsicherung kommen, wollen wir, die Autoren der Faktenchecks, endlich einmal eingestehen: Ja, wir messen Krimis an der Realität, obwohl das über die Qualität eines Krimis wenig aussagt. Besonders redlich ist das nicht von uns, und wir sind in Leserkommentaren zu Recht dafür kritisiert worden.
Schlimmer noch: Die Umfrage unter uns Tatortsicherern (ganz unten, am Ende des Dokuments) beweist, dass selbst wir einige der erfundensten Fälle zu den besten des Jahres zählen.
Zu unserer Verteidigung können wir neben dem Hinweis, dass Krimis möglichst wahrscheinlich sein und der Logik gehorchen sollten, nur noch eines anführen: Wir haben deutsche Fernsehkrimis aus reiner journalistischer Neugier dem Realitätstest unterzogen. Und was haben wir bei den Recherchen nicht alles gelernt: wie man eine Müllverbrennungsanlage sprengt (Bremen), wie man Fleisch mit Gülle haltbar macht (Hannover), Crystal Meth aus Rohrreiniger kocht (Wien) und vieles mehr. Danke dafür. Sollten wir einmal unter Verdacht geraten und von Polizisten zum Verhör gebeten werden, wissen wir: Aussagen müssen wir nur vor dem Richter, kein Polizist kann uns zwingen. Und in Verhörräumen brauchen wir uns nicht suchend nach Kameras umzublicken, die sind nämlich nicht zu erwarten, weil nicht erlaubt.
Unser neu erworbenes Wissen haben wir redlich mit Ihnen, liebe Leser, geteilt. Aus diesem Grund freuen wir uns auf die neuen Fälle im Jahr 2015.
Jetzt aber endlich zu Ihren Favoriten:
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Platz 10: „Tatort: Paradies“ aus Österreich
Bibi Fellner und Moritz Eisner sind nach einigen Anlaufschwierigkeiten inzwischen bestens aufeinander eingespielt und gehören schon fast zu den Routiniers der „Tatort“-Reihe. Was die Drehbuchautoren nicht davon abgehalten hat, uns im August eine ziemlich durchgeknallte Drogenschmuggelgeschichte unter Rentnern aufzutischen. Die aberwitzigen Details warten angesichts drohender Altersarmut trotzdem stellenweise lehrreich.
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Platz 9: „Tatort: Der Wüstensohn“ aus München
An der Handlung um den Wüstenprinzen Nasir aus Kuman stimmte fast nichts. Vor allem genießt ein Konsul keine diplomatische Immunität. Also keine allzu große Ehrfurcht vor Generalkonsuln! Der Auftritt Yasin el Harrouks als Titelheld war dann aber derart fulminant, die Musik und der Schnitt dermaßen mitreißend, dass man als Zuschauer die meisten Schwächen großzügig übersehen konnte. Der Soundtrack war wohl der beste des Jahres.
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Platz 8: „Tatort: Eine Frage des Gewissens“ aus Stuttgart
Bei den „Tatort“-Kommissaren saß in diesem Jahr deutschlandweit die Dienstwaffe locker, selbst bei dem sonst so besonnenen Lannert aus Stuttgart, der einen Einbrecher im Supermarkt erschoss. Auch dieser Fall lag gerade in den Verhörszenen jenseits aller polizeilicher und gerichtlicher Realität, dafür war er auf spannende Weise verrätselt. Und die Handlungspointen am Schluss waren wirklich spektakulär. Spannende Angelegenheit.
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Platz 7: „Polizeiruf 110: Morgengrauen“ aus München
In diesem „Polizeiruf“ überzeugte vor allem das Spiel von Matthias Brand und Sandra Hüller. Wie sich die beiden ineinander verknallten und dabei wie Teenager herumdrucksten, vergisst man so leicht nicht. Und den widerlichen, von Andreas Lust gespielten Assistenten von Kommissar Meuffels möchte man unbedingt öfter sehen. Jeder gute Krimi braucht mindestens einen Spinner.
Beim Abschluss der Umfrage gab es einen technischen Fehler. Der Stimmanteil für die Kategorie „Spannend, überzeugend, lückenlos“ lag jedoch - wie beim folgenden „Tatort“ - bei 41 Prozent.
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