Gegen den Stream!
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Bild: REUTERS
Musik-Plattformen wie Spotify sorgen dafür, dass immer mehr Menschen dieselben Lieder hören. Dabei könnten Algorithmen helfen, den musikalischen Horizont zu erweitern. Eine Gebrauchsanleitung.
Glenn McDonald dachte mal, dass das musikalische Universum auf einen Kapuzenpullover passt. Als der „Data Alchemist“ von Spotify begann, das bei der Streamingplattform eingespeiste Material zu kategorisieren, ging er von 400 Genres aus. Das Merchandise-Kleidungsstück mit den von McDonald zum Teil selbst erdachten Genrenamen gibt es immer noch zu kaufen, allerdings ist die Zahl der auf seiner Website everynoise.com verzeichneten Musikstile auf 5577 angewachsen. Der Hoodie müsste mittlerweile also ungefähr Größe 99XL haben.
Als Darstellung aller existierenden Genres inklusive Hörbeispielen auf einen Blick hat everynoise.com in den vergangenen Jahren eine gewisse Bekanntheit erlangt. Aber dass die Seite das perfekte Instrumentarium liefert, um musikalische Entdeckungen zu machen und den eigenen Musikgeschmack zu erweitern, ist auch ambitionierten Hörern immer noch wenig bewusst. Was auch daran liegt, dass das Image von Spotify für einen europäischen Konzern mit Sitz in Swinging Stockholm eher mittelprächtig ist, das heißt, fast so schlecht wie das der anderen digitalen Dickschiffe an Kaliforniens Küsten. Dass die Musiker mies bezahlt und komplexe Alben zu Songpartikeln zermalmt und diese wiederum zu leicht konsumierbaren Playlists zusammengeknetet werden, sind die ökonomisch-ästhetischen Hauptvorwürfe.
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