Darf man noch über Stierkampf schreiben?
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Madrid, 11. Juni 2017: Der Torero Rafaelillo kniet in der Arena Las Ventas vor einem Miura-Stier. Bild: Timm Kölln
Die größte spanische Tageszeitung, „El País“, hat die Stierkampfkritik stillschweigend vom Papier ins Digitale verbannt: Symptom einer schwierigen gesellschaftspolitischen Debatte.
Nicht alle wissen, dass es im spanischen Kulturleben neben der Theater- oder Musikrezension auch die Stierkampfkritik gibt. Als der legendäre Madrider Stierkampfkritiker Joaquín Vidal 2002 starb, druckte sein Hausblatt „El País“ seitenweise Nachrufe, welche die literarische Qualität seiner Texte priesen und in Vidal eher einen Schriftsteller sahen als einen Rezensenten. Selbst erklärte Stierkampfgegner bekannten, seine Texte verschlungen zu haben, und manche erzählten, sie hätten sie noch vor Fußball und Politik gelesen, was eigentlich alles sagt.
Jetzt wurde Vidals Nachfolger Antonio Lorca, der auch schon seit dreißig Jahren im Geschäft ist, zum Gegenstand einer interessanten Kontroverse. Es geht um die Entscheidung der Tageszeitung „El País“, die Stierkampfkritik nicht mehr auf Papier, sondern nur noch im Netz zu veröffentlichen. Der beste Indikator für das allgemeine Unbehagen, das die Debatte auslöst, mag ein Detail sein: Als „El País“ die traditionelle „crítica taurina“ aus der Papierzeitung verbannte und ins Netz verschob, geschah dies kommentarlos und ohne Ankündigung, als wollte die Chefredaktion keinen Wirbel um die Sache machen.
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