Sportexperten im Fernsehen : Wohltäter, Streber, Freigeister
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Andrea Petkovic, ZDF Bild: ZDF und Torsten Silz
Eben noch standen sie als Profis auf dem Fußballfeld, dem Tennisplatz oder sausten über die Skipiste, jetzt sind sie hinterm am Mikro: Sind einstige Sportlerinnen und Sportler die besseren Experten? Eine Übersicht.
Laura Dahlmeier, ZDF
Der Abschied von der mehrfachen Weltmeisterin und Olympiasiegerin Laura Dahlmeier im vergangenen Mai fiel nicht leicht: Sie war schließlich die herausragende deutsche Biathletin, welche wiederum den Abschied von der noch etwas herausragenderen Biathletin Magdalena Neuner leichter gemacht hatte.
Aber kaum dass wieder Winter wird (oder so ähnlich), ist Dahlmeier zurück, begleitet für das ZDF die Wettkämpfe ehemaliger Kolleginnen und Kollegen. Und sie tut das in solch einer freundlich-ernsten Ruhe und im schönsten Bairisch, dass man denkt: Die eigentliche Schule für dieses neue Amt könnten jene Jahre gewesen sein, in denen Dahlmeier selbst nach den Wettbewerben unerbittlich das Mikro unter die Nase gehalten wurde.
Wenn das Sportfernsehen ja an einem festhält, dann am Glauben, man müsse ausgepumpten Athletinnen und Athleten die sofortige und kompakte Selbstanalyse abverlangen, kaum dass die wieder zu Atem gekommen sind. Laura Dahlmeier aber wahrt, wie zuvor als Weltklassebiathletin, auch jetzt als Fernsehexpertin die Distanz – zur Kamera, zum Format, zur eigenen Rolle. Kein Wort zu viel und keines zu laut: Es ist eine Wohltat. (Tobias Rüther)
Oliver Kahn, ZDF
Es wäre leichter zu sagen, was Oliver Kahn alles nicht macht. In seiner langen Karriere hat er für alles Mögliche geworben und zugleich unter dem Hammer-Motto „Ab heute bleibt der Kasten sauber“ als „Werbestopper“ posiert. Auf Sky preist er unermüdlich Tipico-Sportwetten an. Dass er den Wettanbieter als Teil der „Spielkultur“ bezeichnet hat, ist da nur konsequent. Und nur wer von Multitasking überfordert ist, wird staunen, dass Kahn auch nach seinem Eintritt in den Vorstand der FC Bayern München AG weiterhin werben und dem öffentlich-rechtlichen Fernsehsender ZDF als Experte dienen möchte.
Ein Siegertyp kennt halt keine Interessenkonflikte. Damit quälen sich andere herum, Leute wie Thomas Hitzlsperger, dessen Kooperation mit der ARD endete, als der Ex-Profi Sportvorstand beim VfB Stuttgart wurde. Bei Kahn kommt es angesichts seiner vielen Funktionen zu einer Art Rudelbildung. Wobei seine Expertise im Fernsehen sich in den typischen unterschiedslosen Experteneinheitssounds auflöst und in der Sache meist nur die Selbstgefälligkeit des einstigen Titanen und die Vorzugsbehandlung seines alten und neuen Arbeitgebers bleibt. Dabei wäre es leicht, sich neben Erscheinungen wie Jochen Breyer und Katrin Müller-Hohenstein, denen man den Stolz anmerkt, den Welttorhüter „Olli“ nennen zu dürfen, durch bloße Kompetenz zu profilieren.
Kahn hat bei Uli Hoeneß gelernt. Als dem 2018 bei der Jahreshauptversammlung des FC Bayern vorgehalten wurde, die Münchener Stadionwurst stamme aus Hoeneß‘ Wurstfabrik, da hatte Hoeneß das Unternehmen schon seinen Kindern überschrieben. Das ZDF teilte kürzlich mit, Kahn werde bei Bayern-Spielen nicht eingesetzt. Bei der Europameisterschaft werden auch nur ein paar Bayern-Spieler eingesetzt. (Peter Körte)