Hitler zieht immer, auch als Fake
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Seht, was ich da habe: Lars Eidinger als Stern-Reporter Gerd Heidemann mit den „Hitler-Tagebüchern“ Bild: RTL
RTL stellt in Köln die erstklassig besetzte Serie zu den gefälschten Hitler-Tagebüchern vor. Und der European Series Day fragt, ob nicht alle Geschichts-Dramaserien im Grunde Fakes sind.
Hitler zieht. Das wissen alle Medienschaffenden. Falscher Hitler zieht sogar doppelt. Vielleicht, weil so das schlechte Gewissen wegfällt, als würde die Fälschung alles Falsche aufheben. Wenn dann noch Achtzigerjahre-Nostalgie, Witz und Sex hinzukommen, ist der Triumph perfekt. Es war wohl eine goldrichtige Idee von RTL und der UFA Fiction, die Geschehnisse von 1983 rund um die gefälschten Hitler-Tagebücher – den größten Medienstunt in der alten Bundesrepublik; den tiefsten Sturz der Presse – in unserer von Fake News geradezu besessenen Zeit als rauschhaft atmosphärische Großbudget-Serie neu zu verfilmen, knapp drei Jahrzehnte nach Helmut Dietls ikonisch gewordener Verarbeitung des Falls in seiner ganz auf deutschen Irrsinn abzielenden Satire „Schtonk!“.
So konnten sich die Filmemacher rund um Showrunner Tommy Wosch an diesem Wochenende in Köln mit gutem Grund feiern, als auf dem Film Festival Cologne die beiden ersten, tatsächlich mitreißenden Episoden von „Faking Hitler“ als „Weltpremiere“ gezeigt wurden, anmoderiert als „Knallerserie“. Ein Großteil von Crew und Cast war im rappelvollen größten Kinosaal des Filmpalasts zugegen. Gezeigt wird die Produktion ab dem 30. November im runderneuerten Streamingportal von RTL; statt TVNOW heißt es künftig, wie ganz früher, RTL+. Damit schließt sich auch ein Kreis: Die von der Illustrierten Stern (aus dem Verlag Gruner + Jahr) für mehr als neun Millionen Mark angekauften und 1983 partiell abgedruckten „Hitler-Tagebücher“ werden nun doch noch zum „Knüller“ für eine der Bertelsmann-Töchter.
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