Fack ju Mielke
- -Aktualisiert am
Berufsbild durchgedrehte Stasi-Killerin: Jella Haase spielt Kleo. Bild: Netflix
In der rasanten Netflix-Serie „Kleo“ wird eine ehemalige DDR-Auftragskillerin zur unkontrollierbaren Rächerin. Das überzeugt nicht auf ganzer Linie, hat aber Witz, Tempo und Stil.
Dass es zum Mauerfall kam, weil die DDR-Führung befürchtete, David Hasselhoff, die Wunderwaffe des Westens, höre sonst nie wieder auf, „Looking for Freedom“ zu singen, ist noch immer nicht zweifelsfrei bewiesen. Auf dem Achtzigerjahre-berauschten History-Channel Netflix sehen wir jetzt, dass in Wahrheit wohl alles viel schräger war, eine Art Weltverschwörung mit unklarer Beteiligung des Planeten Sirius B, von wo der Techno zur Erde gebracht wurde (dafür waren abgeratzte, leere Industriehallen mitten in einer Hauptstadt nötig). Was das alles mit der fidelen DDR-Agentin Kleo Straub (Jella Haase) zu tun hat – offenbar eine Menge –, das weiß sie selbst am wenigsten: „Eine Tschekistin weiß nur so viel, wie sie wissen muss.“
Es geht um Stil, Stil und Stil
Und die Serie macht gleich in den ersten Sekunden klar, dass Erklärungen ohnehin keine große Rolle spielen, denn worum es in „Kleo“ geht, das ist Stil, Stil und noch einmal Stil. Noch während des Einstiegs verabreicht diese frappierend aufwendige Produktion den Zuschauern die erste Überdosis Atmosphäre: Eine hübsche junge Frau im Ost-Trainingsanzug verschwindet 1987 bei nostalgischem Neonlampenlicht in einem Schuppen neben der Mauer und steigt in einen Kanal. Sie unterquert den Todesstreifen, streift unterwegs Perücke und heißen Fummel über, tanzt in einem West-Berliner Nachtklub einen gut aussehenden Anzugträger an, mit dem sie zum Koksen und mehr in der Toilette verschwindet. Das vermeintliche Koks aber enthält ein Nervengift. Als der knuffige, betrunkene Betrugsfahnder Sven (Dimitrij Schaad), zufällig selbst im Big Eden anwesend und beim Flirt mit der hübschen Übeltäterin kläglich gescheitert, den Verblichenen in der Toilette findet, ist die Killerin schon wieder drüben, steigt flachsend in den Wagen zweier Stasi-Mitarbeiter.
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