Erdogans Helden schießen auf alles und jeden
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Szene aus der türkischen Serie „Al Sancak“ Bild: TRT1
In der Türkei glorifizieren Fernsehserien die Volksgemeinschaft und den starken Staat. Propaganda wird als Unterhaltung verpackt. Das stärkt Erdogans Position.
Die Retter der Türkei schießen mit allem, was moderne Feuerwaffen hergeben. Ununterbrochen rattern die Gewehrsalven, aus den getroffenen Körpern spritzen Blutfontänen. Ein Feind nach dem anderen wird umgemäht und aus dem Weg geräumt. Eine Handlung ist in der Thrillerserie „Al Sancak“ („Das Rote Banner“), die seit Mitte Januar jeden Donnerstagabend zur besten Sendezeit im türkischen Fernsehen läuft, oft nicht zu erkennen. Aber immer sind die Feinde der Türkei dem Tod geweiht.
Als Leiter eines Sonderkommandos verteidigen Ugur Günes und Gülsim Ali, die beiden gut aussehenden Hauptdarsteller der Serie, ihr Land gegen alle Bedrohungen. Und derer gibt es viele, etwa auf einer Insel, die nur in Griechenland liegen kann. Dort bereiten sich finstere Gestalten darauf vor, mit einer chemisch bestückten Rakete die Pipeline Turk Stream zu zerstören, die durch das Schwarze Meer russisches Gas in die Türkei bringt. Der Drahtzieher lebt mitten in Istanbul. Sein zwielichtiger Agent, den es zu neutralisieren gilt, räkelt sich auf einem Bett, über dem Szenen des letzten Abendmahls und von Jesu Kreuzigung hängen.
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