Einschlafen mit Anja Reschke : Gaulands Albtraum
- -Aktualisiert am
Anja Reschke in ihrem neuen Gesamtzuusammenhang Bild: Thorsten Jander/NDR
„Reschke-Fernsehen“ heißt die neue Late Night Show im Ersten, deren Star Anja Reschke ist. Die macht sich locker; lustig ist es aber nicht.
Anja Reschke, die Moderatorin des Fernsehmagazins „Panorama“ und Chefin des Programmbereichs Kultur und Dokumentation beim Norddeutschen Rundfunk, ist den Fernsehzuschauern als sehr ernste Person bekannt — als Spaßvogel, Witzeerzählerin und Humoristin hat sie kaum etwas vorzuweisen. Und genau das, dieses seriöse, fast schon strenge Image, wäre, wenn man sie casten wollte als Gastgeberin einer eher unernsten Late-Night-Show, eine geradezu perfekte Qualifikation.
Buster Keaton, eine der lustigsten Personen der Filmgeschichte, hat auch nie gelacht. Lachen soll, wenn überhaupt, das Publikum. Und Dauergrinser und sogenannte Comedians, die über die eigenen Witze am lautesten lachen, gibt es eh schon genug im deutschen Fernsehen. Anja Reschke hingegen, wenn sie ihren Ernst, ihre Strenge, ihre Seriosität nur ein bisschen übertriebe; wenn sie also noch nicht einmal die Andeutung eines freundlichen Lächelns zeigte; und wenn zugleich ein paar begabte Gagschreiber mit eben solchem Ernst an den Pointen arbeiteten: Das könnte, spätabends gesendet, eine schöne, wirksame Ruhestörung werden.
„Reschke-Fernsehen“, so hat einst Alexander Gauland das von ihm geschmähte und verachtete, als linksgrün bekämpfte öffentlich-rechtliche Politfernsehen genannt. „Reschke Fernsehen“ heißt jetzt die Show, die an diesem Donnerstag ihre Premiere hat, spät in der Nacht, was die richtige Zeit wäre, Alexander Gaulands Albträume noch zu überbieten.
Oh wie schön ist Bayern
Politik und Entertainment wolle man verbinden — und dass die Show weder das eine noch das andere zu bieten hat, liegt weniger an Anja Reschke als an ihren Leuten, vor allem an denen, die es im Team anscheinend nicht gibt: Gagschreiber, Experten für Timing, Inszenierung. Und für Ironie. Sie solle sich mal locker machen: Das war anscheinend die einzige Regieanweisung, und so schreitet Anja Reschke am Anfang ins Studio und hat viel zu viel Mühe, die Rolle des Showstars, der sie nicht ist, trotzdem zu spielen, als dass sie noch Kraft hätte, diese Rolle zu ironisieren. Sie spiele nur Show, sagt sie dann, es gehe ihr aber eigentlich um Politik.
Was kein Gag ist, sondern die ganze, ein bisschen öde Wahrheit: Es geht um Bayern in der ersten Sendung, um die Behauptung des Ministerpräsidenten, dass man beim Ausbau der erneuerbaren Energien die Nummer eins, mindestens aber die Nummer zwei sei. Und darum, dass die Bayern, weil ihre Landschaft so schön sei, keine Windräder bauten und auch keine Stromtrassen für die Energie aus dem Norden. Was alles sehr empörend ist. Nur ist es eben auch jedem Zeitungsleser und Radiohörer zu hundert Prozent bekannt.
Dass es nicht norddeutsches, antibayerisches Ressentiment ist, was Anja Reschke antreibt, ist vielleicht nicht ganz so bekannt. Sie ist Münchnerin, und das betont sie auch, und damit es wirklich jeder glaubt, steht sie kurz im Dirndl da. Und dann erinnert sie noch daran, dass dieses ganze Bayern mit seiner Schönheit gar nicht von der CSU erschaffen worden ist.
Man ist schockiert von der Kühnheit dieser Behauptung.
„Reschke Fernsehen“ läuft Donnerstag um 23.35 Uhr in der ARD.