„Reporter ohne Grenzen“ : Pressefreiheit in Europa zunehmend unter Druck
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Das Wort Pressefreiheit ist in einem Ausschnitt des Artikels 5 des Grundgesetzes auf einer Glasscheiben am Außenhof des Jakob-Kaiser-Hauses zu sehen. Bild: dpa
Die Arbeit von Journalisten ist in Teilen Europas deutlich gefährlicher geworden. Deutschland rückt in der jüngsten Rangliste der Pressefreiheit nach vorne – dennoch gab es eine hohe Zahl an Übergriffen, Drohungen und Einschüchterungsversuchen.
Die Pressefreiheit hat laut einer Studie in einigen europäischen Ländern 2017 die stärksten Rückschläge weltweit erlitten. Nach der am Mittwoch in Berlin veröffentlichten Rangliste der Pressefreiheit 2018 von „Reporter ohne Grenzen“ (ROG) gilt dies für Malta, Tschechien, die Slowakei und Serbien.
Am deutlichsten fiel Malta zurück: von Rang 18 auf Rang 65. Berichterstatter seien dort zunehmend dem Druck durch Politik, Wirtschaft und Justiz ausgesetzt. Das zeige exemplarisch der Mord an der Journalistin Daphne Caruana Galizia im vergangenen Oktober.
Deutschland konnte sich zwar laut Bericht um einen Platz verbessern und kam auf Rang 15. ROG beklagte aber abermals eine hohe Zahl an Übergriffen, Drohungen und Einschüchterungsversuchen gegen Medienschaffende. Besonders deutlich sei das bei den Protesten gegen den G20-Gipfel in Hamburg im Juli gewesen.
In über 40 Prozent der Länder hat sich die Lage der Journalisten im Vergleich zum Vorjahr verschlechtert. Schlusslicht ist demnach Nordkorea; davor liegen Eritrea, Turkmenistan, Syrien und China. Die größte Pressefreiheit bescheinigt die Rangliste hingegen wieder Norwegen.
Medienfeindliche Hetze von staatlicher Seite beklagt ROG weiterhin in der Türkei, wo mehr Journalisten in Haft seien als in jedem anderen Land. Um zwei Plätze verschlechterten sich die Vereinigten Staaten im ersten Amtsjahr von Präsident Donald Trump und sind nun auf Rang 45. Trump diffamiere unliebsame Medien als „lügnerisch“ und „Volksfeinde“. Das sei „eine Wortwahl, die einst der sowjetische Diktator Josef Stalin verwendete“, kritisiert ROG.
„Wer gegen unbequeme Journalisten polemisiert oder gar hetzt und die Glaubwürdigkeit der Medien pauschal in Zweifel zieht, zerstört bewusst die Grundlagen einer demokratischen Gesellschaft“, sagte ROG-Vorstandssprecherin Katja Gloger.