Münchner Filmfest : Hier gibt’s Regisseure zum Anfassen
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Abendliche Party auf der Praterinsel: München feiert sein Filmfest bis zum 4. Juli. Bild: dpa
Ist aus dem Filmfest in München eigentlich was los? Kino-Stars sieht man nicht, dafür jede Menge Fernsehgesichter. Und man kann sein Programm sogar selbst machen.
Allen kann es die Festivalchefin Diana Iljine beim 33. Münchner Filmfest nicht recht machen. Trotz der Auftritte von Viggo Mortensen, Mads Mikkelsen, Hannelore Elsner, Bibiana Beglau und Veronica Ferres mault der „Bunte“-Redakteur mit vielen Klatschkollegen über zu wenig Prominenz an der Isar. Andere vermissen angesichts von 180 Filmen eine Kontor des Programms und sparen sich gleich die deutschen Fernsehfilme, weil die in den wenigsten Fällen die große Leinwand aushalten.
„Höchstens zehn Prozent“, sagt ein deutscher Produzent, hätten das Zeug, im Kino gezeigt zu werden. Das wären in diesem Jahr gerade mal zwei. Trotzdem schaut die Branche gespannt auf den Bernd Burgemeister Preis, der mit 25.000 Euro dotiert ist, und an diesem Sonntagabend vergeben wird an den besten Fernsehfilm. Als Favoriten gelten neben Hans Steinbichlers „Das Dorf des Schweigens“ Daniel Harrichs „Meister des Todes“, „Luis Trenker – Der schmale Grat der Wahrheit“ mit Tobias Moretti, „Blütenträume“ des österreichischen Regisseurs Paul Harather und „Brief an mein Leben“ des Schweizer Regisseurs Urs Egger.
Der schönste Kinderfilm war leider gar nicht eingeladen
Das sind Filme, die konventionell daherkommen und bei Gelegenheit in ARD und ZDF zu sehen sein werden. Sogar Serien wie das selbstreferentielle „Lerchenberg“ mit Sascha Hehn und der Auftakt zur dritten Staffel „Weissensee“ unter der Regie von Friedemann Fromm laufen in der Reihe „Neues Deutsches Fernsehen“. Das Erstaunliche: Von der optischen Qualität her funktioniert eine Serie wie „Weissensee“ auf der großen Leinwand, nur dass die Bilder in dunkler Schönheit erstarren: Wenn das Stasi-Hauptquartier nach der Maueröffnung in Agonie verfällt, könnten die Hauptakteure in ihren historischen Uniformen sich auch gleich von Neo Rauch malen lassen. Teutonisch schweres Schauspielerfernsehen aus der Ära Kohl mit Florian Lukas, Jörg Hartmann und Anna Loos wenn man so will.
Wie man die eigene Geschichte furios aufarbeiten kann zeigt dagegen der französische Regisseur Cedric Jimenez, der mit originalen historischen TV-Dokumenten – hier vom Beginn der Ära Mitterand – durchsetzt ist und die Machenschaften der französischen Mafia in Marseille in ein fulminantes Duell von Oscar-Gewinner Jean Dujardin als Mafiajäger Pierer Michel mit Mafiaboss Tany Zampa (Gilles Lelouche) verwandelt. In „La French“ entfaltet sich der unbestreitbare Retro-Charme eher beiläufig mit zerschossenen Youngtimern an der Cote d’Azur. Hier gibt es auch alle Zutaten des Mobster-Kinos versetzt mit modernen Serienelementen: „Der Pate“ trifft „Homeland“.
Man muss diese zeitliche Überschneidung vor Ort in München erleben, um zu verstehen, warum manche schlichtweg mit dem Film- und Themenangebot überfordert sind. Denn kurz vor „La French“ gibt es den Kinder-Medien-Preis „Der weiße Elefant“, der an „Ostwind 2“ geht und an Veit Helmers „Quatsch und die Nasenbärbande“. Merle Juschka und Johannes Hallervorden werden für ihr Spiel in „Binny und der Geist“ als beste Nachwuchsdarsteller geehrt. Und doch findet die erfahrene Kinderfilmproduzentin Uschi Reich, dass mit „Les oiseaux de passage“ der schönste Kinderfilm leider gar nicht eingeladen gewesen sei.