Rangliste der Pressefreiheit : Ein verheerendes Jahr für den Journalismus
- -Aktualisiert am
Mit erhobenen Händen kann man keine Pressefotos schießen: Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht der Irak auf Platz 156. Bild: dpa
Das vergangene Jahr war laut der Organisation Reporter ohne Grenzen von einem „brutalen Rückgang“ der Pressefreiheit geprägt. Deutschland rückte auf den zwölften Platz der Rangliste vor.
Die Lage unabhängiger Journalisten hat sich verschlechtert. Das legt die von der Organisation Reporter ohne Grenzen herausgegebene Rangliste der Pressefreiheit 2015 nahe. Dabei spielten die Konflikte in der Ukraine, in Syrien, dem Irak und den Palästinensergebieten eine zentrale Rolle, so die Erklärung der Organisation. Der Schutz nationaler Sicherheit werde von vielen Staaten als Vorwand missbraucht, um Einschränkungen der Pressefreiheit durchzusetzen. In jenen Ländern, in denen Kontrolle über Informationen ein strategisches Kriegsziel darstelle, im Osten der Ukraine oder in Syrien, werden Journalisten zur Interessenverfolgung der Konfliktparteien missbraucht. Im Irak und in Syrien habe der Islamische Staat (IS) in seinen Herrschaftsgebieten sogar eine Informationsdiktatur errichtet. Die Außenwirkung werde minutiös kontrolliert und alle Medien, die nicht dem Propagandakurs folgen, würden ausgeschaltet. Journalisten könnten in den Gebieten nur aus der Ferne oder zweiter Hand berichten, was, so Reporter ohne Grenzen, eine eingeschränkte und ungenaue Berichterstattung zur Folge habe.
Deutschland hat sich auf der „Rangliste der Pressefreiheit“ 2015 leicht verbessert, es rückte in einem Klima, das zeitweilig stark von Vorwürfen gegen die „Lügenpresse“ geprägt war, von Platz vierzehn auf zwölf vor. Für andere europäische Staaten gilt das Gegenteil: Italien rutschte auf Rang 73 ab, dort gerieten viele Journalisten durch Mafia-Drohungen, Anschläge und unbegründete Verleumdungsanklagen unter Druck, in Ungarn (65) durch staatliche Eingriffe.
Skandinavien belegt die vorderen Plätze
Nicht besonders gut plaziert sind die Vereinigten Staaten (Platz 49). Auf Rängen, die andeuten, dass diese Staaten die Pressefreiheit unterdrücken, finden sich die Türkei (149), Russland (152) und Ägypten (158). In Nigeria (111), Libyen (154), im Irak (156) und Syrien (177) sind Journalisten vor allem durch Islamisten bedroht, aber auch in der Ukraine (129) sind sie in Gefahr. Keine guten Noten für den Umgang mit der Presse gibt es auch für Israel (101) und die Palästinensergebiete (140).
Unter religiösen Vorzeichen wirkt die Zensur in Ländern wie Saudi-Arabien (164) und Iran (173), in China (176) wiederum im Sinne der Staatspartei. Auf den letzten Plätzen der 180 Länder umfassenden Rangliste finden sich unverändert Eritrea, Nordkorea und Turkmenistan.
Die oberen Plätze werden ausschließlich von Ländern belegt, die eine demokratisch verfasste Regierung besitzen. Dabei wird die Spitze der Liste von skandinavischen Ländern angeführt: Finnland, Norwegen und Dänemark. Großbritannien findet sich auf Rang 34, Frankreich auf Platz 38.