Sie träumen vom slawischen Großreich
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Wird von russischer Seite mit allen juristischen Tricks bekämpft: Catherine Belton, die Autorin des Buches „Putins Netz“ Bild: Picture Alliance
Zwei Exilrussen aus der Schweiz wollen die französische Ausgabe des Buchs „Putins Netz“ von Catherine Belton verbieten. Ihre Motive kann man sich denken.
In „Putins Netz“ führt die englische Journalistin Catherine Belton die Annexion der Krim auf die Überlebensstrategie des KGB „in den letzten Tagen der Sowjetunion vor dem Kollaps“ zurück. Die deutsche Ausgabe des Buches erschien im vergangenen Frühjahr. In einem Interview mit dieser Zeitung (F.A.Z. vom 29. März) schilderte Belton die Welle der Klagen, die nach dem Erscheinen der Originalausgabe 2020 in England gegen sie eingereicht wurden. Der Ölkonzern Rosneft verlor vor Gericht. Mit den Oligarchen Michail Fridman und Roman Abramowitsch „einigten wir uns, einige kleine Änderungen vorzunehmen, die nicht ins Gewicht fallen“, erzählte die Autorin: „Hätten wir den Fall Abramowitsch weitergezogen, hätte das meinen Verlag vor dem britischen High Court mindestens 2,5 Millionen Pfund gekostet. Indem Abramowitsch dieselbe Klage auch in Australien einreichte, konnte er die Summe verdoppeln.“
Nach der Veröffentlichung in mehr als zwanzig Ländern – von Japan bis in die USA – soll das umfangreiche Buch jetzt, am 13. Juli, auch in französischer Sprache erscheinen: „Les hommes de Poutine“. Es enthält Darstellungen wirtschaftlicher Verflechtungen und Abhängigkeiten, von deren Ausmaß Frankreich noch nicht wirklich Kenntnis genommen hat. Es geht um die Le Pens und den Erdölkonzern Total. Doch der juristische Widerstand gegen die Veröffentlichung kommt aus der Schweiz. Von zwei illustren Figuren, die auch gut informierten Zeitgenossen kaum bekannt sind: Serge de Pahlen und Jean Goutchkoff. Sie sind keine neureichen Oligarchen, sondern Nachfahren von Russen, die in der Weißen Bewegung gegen die Bolschewiken kämpften und nach der Revolution ins Exil gingen. Beide verlangen vom französischen Verleger von „Putins Netz“ inhaltliche Korrekturen und drohen mit einem Verbot des Buchs. Das berichtet „Le Parisien“: Der „europäische Bestseller (...), der Putins Freunde verängstigt“.
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