Choreographie der Gewalt
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Bürgerpflicht des Hinschauens? Videostill zeigt Polizeigewalt gegen Tyre Nichols Bild: AP
Der Grad zwischen notwendiger Information und spektakulärem Voyeurismus ist schmal: In den USA ist ein heftiger Streit um den medialen Umgang mit Polizeigewalt entbrannt.
Nach der weitreichenden Veröffentlichung zweier äußerst gewalttätiger Polizeivideos musste die amerikanische Öffentlichkeit seit dem vergangenen Wochenende mit der Frage ringen, ob und wie man solche Inhalte sieht. Binnen weniger Stunden hatte die Polizei von San Francisco und die Polizei von Memphis sogenannte Bodycam-Aufnahmen – Bilder also, die von eingebauten Kameras an den Uniformen von Polizisten stammen – zweier äußerst brutaler Attacken veröffentlicht.
Das eine Video zeigte die Hammer-Attacke auf den Ehemann von Nancy Pelosi durch einen Mann, der offenbar Verschwörungstheorien über den „Wahlbetrug“ von 2020 aufsaß und plante, die ehemalige demokratische Sprecherin des Repräsentantenhauses und Hassfigur der politischen Rechten zu entführen. Das andere – genau genommen eine einstündige Kompilation mehrerer Videos – zeigte Aufnahmen der tödlichen Schläge und Tritte, die fünf schwarze Polizisten in Memphis gegen einen wehr- und widerstandslosen Mann namens Tyre Nichols führten, der angeblich durch gefährliches Fahrverhalten aufgefallen war. Nichols, ebenfalls Afroamerikaner, erlag seinen Verletzungen drei Tage später.
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