Neues ZDF-Nachrichtenformat : Quer denken, anders sein
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Auf Tuchfühlung mit seinem Publikum: Moderator Daniel Bröckerhoff Bild: Snapshot von Homepage
Das ZDF startet ein Nachrichtenformat, das näher an das junge Publikum rückt. Bei „heute +“ sollen Moderatoren und Zuschauer über soziale Medien in Austausch treten.
„Ich bin ein Experiment.“ So ist die neue Nachrichtensendung des ZDF im hauseigenen Werbeclip betitelt: „heute +“ soll modern sein, transparent, urban. Aber vor allem soll es eins sein: multimedial. Die neue Redaktion ist zwar noch nicht auf Sendung, hat aber seit Ende April schon fleißig Beiträge produziert und diese auf Twitter und Facebook gepostet.
Es geht bei dem neuen Konzept vor allem um die Kommunikation mit den Zuschauern – in diesem Fall eher mit den Nutzern der sozialen Medien. Diese sollen in das Konzept der Nachrichtensendung integriert werden, wie es schon beim Vorläufer „heute plus“ der Fall war. So führte ein Post vom 8. Mai mit einem Foto von der Unterzeichnung der Kapitulationsurkunde, welches mit „8. Mai 1945 - 23:01 Wichtigster Moment der deutschen Geschichte“ versehen war, zu einer Diskussion zwischen den Lesern und den Redakteuren. Diese geben nicht einfach nur Meldungen heraus, sondern interagieren. Sie stellen Fragen, kommentieren und forschen nach den Interessen der Nutzer. So entstehen auch neue Themen für die Sendung.
Nachrichten auf Augenhöhe
„heute +“ will anders sein als die üblichen Nachrichtenformate. „Oft sind Nachrichten durch Termine, Anlässe oder Ereignisse getrieben“, sagt Clas Dammann, Redaktionsleiter von „heute +“ im Gespräch mit dieser Zeitung. „Unsere Inhalte sind themengetrieben.“ Es soll nicht immer dieselbe Information wie in den anderen Nachrichtensendungen, nur in anderer Verpackung, geben: „heute +“ will die Sendungen der „heute“-Familie ergänzen. Thomas Heinrich, Leiter der „heute“-Redaktion, formuliert es so: „Das neue Format ‚heute+‘ denkt quer, hinterfragt Prozesse, wechselt auch mal den Blickwinkel und spricht ein junges Publikum und dessen Perspektive an.“
Mit dem „jungen Publikum“, der Zielgruppe der Sendung, sind Menschen im Alter zwischen 25 und 45 Jahren gemeint. Zumindest die Tonalität zielt auf diese Altersgruppe ab. „Nachrichten auf Augenhöhe“ lautet das Stichwort. „heute +“ erhebt keinen Anspruch auf Allwissen oder Perfektion und will dies auch den Zuschauern klarmachen. „Wir sind auch nur Menschen. Wir machen Fehler, wir haben gute und schlechte Tage, wir haben unterschiedliche Meinungen und Haltungen, aber alle zusammen bilden wir dieses System, das funktioniert, aber nie perfekt sein wird und auch nicht perfekt sein muss.“, sagt Daniel Bröckerhoff. Er wird mit Eva-Maria Lemke „heute +“ moderieren.
Die Moderatoren nehmen an den Diskussionen auf Facebook und Twitter teil. Sie sollen das Publikum animieren, an den Themen teilzuhaben und Kritik zu äußern. Die Resonanz in den sozialen Medien habe, wie Clas Dammann sagt, schon neue Ideen hervorgebracht. Das ist gewollt: „Ein Format muss heutzutage lebendig sein. Alles bewegt sich inzwischen so schnell.“
Der Online-Testlauf hat „heute +“ schon rund 3700 Facebook-Fans und rund 3000 Follower bei Twitter eingebracht. Die eigentliche Sendung soll die wichtigsten Beiträge bündeln – mit Hilfe der Moderatoren, aber auch der Meinungen der Zuschauer. Am Montag ist Premiere.