Karikaturist Lars Vilks tot : Ein tragischer Unfall
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Lars Vilks (1946 – 2021) Bild: Reuters
Der schwedische Karikaturist Lars Vilks, der Mohammed als Hund zeichnete, ist im Alter von 75 Jahren gestorben. Er wurde seit Jahren von Islamisten verfolgt. Die Polizei geht von einem Verkehrsunfall aus.
Der schwedische Karikaturist Lars Vilks ist am Sonntagnachmittag ums Leben gekommen. Er starb bei einem Verkehrsunfall in der Nähe von Markaryd im Süden Schwedens. Mit ihm verloren zwei Polizisten ihr Leben, sie waren zu seinem Schutz abgestellt. Seit 2007 stand Vilks unter Personenschutz, seither wurde er von Islamisten mit dem Tod bedroht, seither wurden mehrere Attentate auf ihn verübt.
2007 hatte Vilks in Schweden gewagt, was die dänische Zeitung Jyllands-Posten zwei Jahre zuvor mit einer Serie von Zeichnungen ins Werk gesetzt hatte: Er hatte den Propheten Mohammed karikiert. Er zeichnete ihn als „Rondell-Hund“, also als Vierbeiner, wie sie in Schweden zu dieser Zeit als Figuren auf Verkehrsinseln in Mode waren. Das war Vilks’ Beitrag zu einer für Ende Juli 2007 geplanten Ausstellung mit dem Thema „Der Hund in der Kunst“. Die Ausstellungsmacher veröffentlichten seine Zeichnung aus Sicherheitsbedenken nicht. Vilks schickte sie einer Kunsthochschule, die ebenfalls ablehnte, eine Lokalzeitung in Örebro druckte eine der Zeichnungen jedoch und – es vollzog sich, was Islamisten nach den Mohammed-Karikaturen der Jyllands-Posten schon exerziert hatten: Vilks erhielt Morddrohungen, es kam zu Demonstrationen, erst das iranische Regime, dann die Regierung von Pakistan machten einen internationalen diplomatischen Vorfall daraus. Die Terrorgruppe Al-Qaida im Irak setzte ein Kopfgeld von 150.000 Dollar für denjenigen aus, der Vilks „wie ein Lamm“ schlachte.
Er überlebte mehrere Attentate
Der Mordaufruf verfehlte seine Wirkung nicht. 2010 griffen Islamisten Vilks während eine Vorlesung an der Universität Uppsala an, sein Haus wurde mit Brandbomben beworfen. Im Dezember 2010 sprengte sich in Stockholm in einem Einkaufszentrum ein Selbstmordattentäter in die Luft, ein Bekennerschreiben brachte die Tat unter anderem mit den Zeichnungen von Vilks in Verbindung. Die amerikanische Konvertitin Colleen LaRose („Dschihad Jane“) kam 2014 in Haft und wurde zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt, weil sie ein Attentat auf Lars Vilks geplant hatte. 2015, als er zu Besuch in Kopenhagen war, drang ein Attentäter in das Kulturzentrum Krudttonden ein und erschoss den Filmemacher Finn Norgaard, tags darauf erschoss der Täter vor der Kopenhagener Synagoge einen Wachmann und verletzte zwei Polizisten, bevor er selbst erschossen wurde. Gegolten hatte der erste Anschlag Lars Vilks.
Der 1946 in Helsingborg geborene Künstler, der eine Zeit lang als Professor an der Kunst- und Designhochschule Bergen lehrte, bezahlte den Preis, der mit der Bezeichnung „Mohammed-Karikaturist“ verbunden ist: Wer den Propheten aufs Korn nimmt und von seiner Meinungs- und Kunstfreiheit mit Blick auf diesen Religionsstifter Gebrauch macht, riskiert die Verfolgung von Islamisten.
Darin erging es Vilks ebenso wie seinem im vergangenen Juli im Alter von 86 Jahren verstorbenen Kollegen Kurt Westergaard. So wie Westergaard war Vilks ein Unbeugsamer, er richtete seinen Zorn gegen von ihm verortete Unterdrücker der Freiheit, seien es islamische Fanatiker, sei es die katholische Kirche in Polen. Dem Geiste nach war Vilks Anarchist, zu erkennen an seinen berühmtesten, zivilisationskritischen Kunstwerken Nimis und Arx, die er in den Achtzigerjahren aus Treibholz und Stein in einem Naturschutzgebiet in Schonen errichtete. Mit den Behörden lieferte er sich einen Kampf um deren Verbleib, die Kunstwerke wurden vandalisiert und angezündet. Joseph Beuys und später Christo und Jeanne-Claude kauften Nimis, Vilks rief schließlich für das Gebiet den fiktiven Staat „Ladonien“ aus. Dieser hat – aber nur digital registriert – 23.000 Einwohner.
Einen Anschlag auf den Wagen schloss die schwedische Polizei bei einer Pressekonferenz in Malmö am Montag aus. Es gebe bislang keinerlei Hinweise auf einen Einfluss von außen. Von einem „unerhört tragischen“ Verkehrsunfall, bei dem Vilks und die beiden Polizisten ums Leben gekommen seien, sprach die schwedische Kulturministerin Amanda Lind. Vilks habe seit Jahren ohne Freiheit leben müssen, weil er von seiner Meinungsfreiheit und künstlerischen Freiheit Gebrauch machte. Lars Vilks wurde 75 Jahre alt.