Im Vogelkäfig : Modeschöpferin Westwood demonstriert für Freilassung Assanges
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Ein ganz normaler Dienstag in London: Vivienne Westwood posiert in einem Vogelkäfig Bild: EPA
„Ich bin Julian Assange“: Die britische Modedesignerin Vivienne Westwood fordert vor einem Londoner Gericht die Freilassung des Wikileaks-Gründers – in einem riesigen Vogelkäfig.
Die britische Modedesignerin Vivienne Westwood hat am Dienstag in einem riesigen Vogelkäfig vor einem Londoner Gericht die Freilassung des Wikileaks-Gründers Julian Assange gefordert. „Ich bin Julian Assange“ stand auf dem Käfig, in dem die Neunundsiebzigjährige im knallgelben Outfit saß, um einem Kanarienvogel ähnlich zu sehen. Westwood beschimpfte die Vereinigten Staaten als korruptestes Land der Welt. Umringt war sie von Demonstranten, die „Lasst Julian Assange frei“ skandierten. Der Protest war von Westwoods Sohn, dem Modedesigner Joseph Corre, organisiert worden.
Julian Assange sitzt seit etwa einem Jahr im Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh Prison im Südosten Londons ein. Ihm droht die Ausweisung in die Vereinigten Staaten. Die amerikanische Justiz wirft ihm vor, der Whistleblowerin Chelsea Manning geholfen zu haben, geheimes Material von Militäreinsätzen im Irak und in Afghanistan zu veröffentlichen. Dabei sei insbesondere die Sicherheit von Informanten aufs Spiel gesetzt worden. Bei einer Verurteilung in allen Anklagepunkten drohen Assange bis zu 175 Jahre Haft. Assange bestreitet die Vorwürfe. Die Wikileaks-Enthüllungen hatten auch zur Aufdeckung von Kriegsverbrechen geführt. Assange hatte sich aus Angst vor einer Auslieferung an die Vereinigten Staaten 2012 in die ecuadorianische Botschaft in London geflüchtet. Damals lag gegen ihn ein europäischer Haftbefehl wegen Vergewaltigungsvorwürfen in Schweden vor. Die Ermittlungen wurden eingestellt. Die britische Polizei verhaftete Assange im April 2019, weil er mit der Flucht in die Botschaft gegen Kautionsauflagen verstoßen hatte. Im Mai 2019 wurde er zu fünfzig Wochen Haft verurteilt. Wegen des Auslieferungsantrags der Amerikaner ist er immer noch im Gefängnis. Prozesstermine sind für September anberaumt.
Unterdessen erhält Julian Assange den Stuttgarter Friedenspreis der Bürgerorganisation „Die Anstifter“. Die Ehrung solle deutlich machen, dass das „Recht auf bedingungslose Informations- und Pressefreiheit“ nicht nur geschützt, sondern durchgesetzt werden muss, sagte die Vorsitzende der Organisation, Annette Ohme-Reinicke. Der mit fünftausend Euro dotierte Preis soll am 6. Dezember in Stuttgart verliehen werden.