Film über Boris Becker : „Mišel Matičević hat da nichts verloren“
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Mišel Matičević, vergangene Woche in Berlin Bild: Andreas Pein
In „Der Rebell“ spielt Mišel Matičević Boris Beckers Manager Ion Tiriac. Kaum ein deutscher Schauspieler nimmt soviel in Kauf, um sich auf seine Rolle einzustellen. Ein Gespräch über das Spiel mit dem Körper.
Wie gut ist Ihr Tennis, Herr Matičević?
Mein Tennis? Gar nicht. Ich habe schon seit frühester Kindheit, ich will es mal nett sagen, Tennis abgelehnt. Wenn ich ganz ehrlich bin, finde ich den Sport unfassbar langweilig. Aber er ist sehr schwer! Ich habe mal versucht, ein paar Aufschläge zu machen, danach hatte ich zwei Wochen lang Schmerzen in der Schulter.
Als Boris Becker 1985 Wimbledon gewonnen hat, waren Sie 15. Wie haben Sie das miterlebt?
Nur peripher. Ich habe mich zu der Zeit mehr für Kampfsport interessiert. Habe Karate und Kickboxen trainiert. Und eher geschaut, wo man Aufnahmen von irgendwelchen Turnieren und Budo-Shows auf VHS-Kassette herkriegt.
Was haben Sie gedacht, als Ihnen angeboten wurde, im RTL-Film „Der Rebell“ die Rolle des Becker-Managers Ion Tiriac zu spielen?
Geil. Ion Tiriac ist schon eine Koryphäe.
Hatten Sie ein Bild vom ihm?
Was meinen Sie, rein optisch?
Nein, das war ja kaum zu vermeiden.
Wollte ich gerade sagen.
Aber wie war Ihr Eindruck von ihm?
Na ja, das, was man von ihm mitgekriegt hat, war sehr stoisch, sehr schweigsam. Er hat keine Mine verzogen. Und trug fast immer diese Sonnenbrille. Ich habe auch Hannu Salonen, meinem Regisseur, vorgeschlagen, dass ich in vielen Szenen mit Sonnenbrille auftrete. Natürlich möchte man in einem Film auch die Augen des Schauspielers oder der Schauspielerin sehen, aber in dem Fall passte das.
Ion Tiriac war damals eine sehr prägnante Ausnahmeerscheinung. Nicht nur, weil es im deutschen Tennis so einen konsequenten Manager vorher nicht gab, sondern auch äußerlich, durch seinen enormen Schnurrbart natürlich und seinen Akzent. Muss man aufpassen, nicht in die Karikatur abzurutschen, wenn man so jemanden spielt?
Wenn er zur Karikatur werden würde, würde ich meine Rolle verraten. Generell würde ich sagen, instinktiv kann mir das nicht passieren. Und wenn, dann muss der Regisseur sagen: „Das geht so nicht.“
Aber in diesem Fall hatte ja schon die Vorlage fast Züge von einer Karikatur. Sie hatten ja als Material nicht mehr als dieses sehr grob gezeichnete öffentliche Bild. Sie wussten nicht, wie Tiriac als Mensch ist. Wie entwickelt man so eine Figur weiter?
Das ist ein schmaler Grat. Da ist Ernsthaftigkeit wichtig. Ich kann das schwer beschreiben, außer dass es tatsächlich instinktiv passiert. Es gab ja schon so eine Art Grundgerüst: sehr ruhiger Typ, macht keinen Firlefanz, macht keine große Action. Das ist durchaus hilfreich gewesen.
Aber es könnte ja sein, dass Tiriac im Umgang mit Boris Becker ganz anders war. Dass er ihn ständig angeschrien hat, zum Beispiel.
Total. Das haben wir uns auch gefragt. Was wir aber wussten, aus Interviews mit Boris Becker, war, dass Tiriac durchaus warmherzig mit ihm umgegangen ist. Das haben wir dann auch mitgenommen. Dass er zum Beispiel dem Jungen auch aufrichtig zuhört, wenn sie in Monaco am Esstisch sitzen, und nicht nur der knallharte Businesstyp ist.
War es Ihnen wichtig, auch eine andere Seite zu zeigen? Gerade, weil das bei Tiriac ja auch immer böse Untertöne hatte, sein Image als raffgieriger Rumäne?