Bahram Aman, Nachrichtensprecher von Tolo News, in der Sendung vom 26. März. Vor zwei Wochen wurde er von Taliban festgenommen. Bild: Tolo News
Die letzten Stunden des unabhängigen Journalismus
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Bis vor wenigen Wochen war die Lage der Medien in Afghanistan schrecklich, aber noch halbwegs berechenbar. Nun greifen die Taliban durch. Mit Verboten, Verhaftungen und Entlassungen. Aber ihre Politik wirkt widersprüchlich.
Es dauerte nicht lang, bis die Taliban ihre Versprechen gebrochen hatten: Nach der Machtübernahme in Afghanistan hatten sich die neuen Herrscher noch als moderat inszeniert, hatten der Presse zugesagt, dass sie, „im Rahmen des Islam“, weiterhin frei und unabhängig berichten dürfe und keine Übergriffe zu befürchten habe. Doch schon wenige Tage nach dem Abzug der US-Truppen gab es die ersten Berichte von Gewalt gegen Reporter. Seitdem vergeht kaum ein Monat, ohne dass Journalisten bedroht, festgenommen, tagelang verhört oder misshandelt werden.
Insgesamt sind nach Angaben der Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) Stand Mitte Februar „mindestens 50 Medienschaffende“ von der Polizei oder dem Taliban-Geheimdienst Istichbarat verhaftet worden. Allein im März gab es 22 Fälle von Gewalt gegen Journalisten, teilte die Afghanistan Federation of Journalists and Media (AFJM) am Mittwoch auf einer Pressekonferenz mit – eine wohl eher vorsichtige Schätzung.
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