
MDR retuschiert Logo : „Bild“-Ausfall
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Hier macht man sich offenbar nur ungern mit der Bild gemein: das Funkhaus des Mitteldeutschen Rundfunks in Halle. Bild: dpa
In einem Interview-Beitrag der MDR-Sendung „Sachsenspiegel“ hat ein Mitarbeiter des Senders das Logo der Bild-Zeitung entfernt. Die Entschuldigung folgte prompt.
Der MDR hat Ärger. In einer Sendung des Mitteldeutschen Rundfunks, dem Sachsenspiegel vom Donnerstagabend, hat ein MDR-Mitarbeiter bei einem Interview-Beitrag mit Jürgen Schmidt, dem Sprecher der Staatsanwaltschaft Dresden, das Logo der Boulevardmarke Bild, die für ihren Fernsehsender ebenfalls vor Ort war, in den Aufnahmen wegretuschiert. Zu sehen ist ein rotes Mikrofon ohne Logo. Das war vom Personal des Mitteldeutschen Rundfunks wohl eher mittelmäßig durchdacht. Denn mit seiner Bild-Bearbeitung erreicht der MDR nun genau das Gegenteil dessen, was die Retusche mutmaßlich bezwecken sollte: Statt die Bild im Bild zu entfernen, liefert der MDR Springer eine PR-Vorlage auf Kosten des Beitragszahlers. Prompt fragt der Bild-Redakteur Filipp Piatov auf Twitter, ob es eine „neue Richtlinie zum Umgang mit nicht GEZ-finanzierten Medien“ gäbe.
Etwas über die Selbstwahrnehmung des Boulevardblattes indes sagt die vorangestellte Frage, ob wohl „ein ideologisch gefestigter Redakteur zu eifrig“ war. Ein MDR-Sprecher teilte daraufhin am Freitag mit: Man bitte „um Entschuldigung!“ Es habe sich um die „Entscheidung einer einzelnen Person“ gehandelt – und diese selbst aus „ästhetischen Gründen“. „Selbstverständlich“ wolle man den Vorgang „konsequent intern aufarbeiten“. Der „Einzelfall“ widerspreche „eklatant unseren journalistischen Grundsätzen als öffentlich rechtliches Medienhaus“. Der Beitrag werde auf allen Kanälen „korrigiert“ (wurde er das nicht schon?); man werde sich auch im Sachsenspiegel für das „Fehlverhalten entschuldigen“. Notwendig ist beides, die unverstellte Existenz des Logos im Bild, als auch die Korrektur des MDR – ohne wenn und aber.
Das Fachportal Meedia weist in einem Beitrag zum Thema daraufhin, dass beim Sachsenspiegel bereits im Februar vergangenen Jahres retuschiert wurde. Wie damals der Spiegel berichtete, verschwand in den Aufnahme einer Demonstration in Dresden das Bild des Hitler-Attentäters Georg Elser ohne redaktionellen Hinweis von einem Transparent. Beim MDR fiel die Reaktion damals ähnlich aus: Einen „redaktionellen Anlass“ hatte es demnach nicht gegeben. Es handele sich um einen „Fehler“ in der Bildbearbeitung. Hinterher schickte das Rundfunkhaus laut Spiegel den Hinweis, dass ein Grafiker auf der Suche nach Bebilderung für die Moderation versucht habe, das Foto so zu bearbeiten, dass es in einen dafür vorgesehenen Rahmen passe. Besser: zeigen, was ist. Auch aus „ästhetischen Gründen“.