Maschmeyer und die Medien : Eklat beim Netzwerk Recherche
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Immer nur Diven besänftigen? Carsten Maschmeyer und seine Lebensgefährtin, die Schauspielerin Veronica Ferres Bild: dpa
Carsten Maschmeyer, der umstrittene Gründer des Finanzkonzerns AWD, soll beim Jahrestreff des Reportervereins Netzwerk Recherche sprechen. Das NDR-Magazin „Panorama“ bleibt außen vor.
Carsten Maschmeyer, der umstrittene Gründer des umstrittenen Finanzkonzerns AWD, spricht. Mit einem Journalisten. Beim Jahrestreffen des Netzwerks Recherche am 1. Juli im Hamburg soll er Rede und Antwort stehen. Da fiele einem gleich der perfekte Gesprächspartner ein: Christoph Lütgert vom NDR, Präsentator des Films „Der Drückerkönig und die Politik“, der seit Anfang des Jahres für Furore sorgt. Lütgert ist Mitglied des Journalistenvereins, der seinen Zweck im Titel führt: „Recherche fordern und fördern“. Das würde doch passen.
Aber nein, Maschmeyer wird nicht mit Lütgert reden, sondern mit Markus Grill, Vorstandsmitglied des Netzwerks und Redakteur des „Spiegel“. Maschmeyer, ist zu hören, fühle sich von Lütgert „persönlich verfolgt“ und von der „Panorama“-Redaktion, die hinter dem Film steht, unfair behandelt. Ob dieses Umstands hat Lütgert nun seinen Austritt aus dem Netzwerk angedroht. Dabei gehe es nicht um ihn als Person, sondern darum, dass die „Panorama“-Redaktion mit ihm als Presenter wiederholt offenbart habe, „wie viele Menschen Maschmeyers AWD ins Unglück gestürzt hat.“
„Abstruse Diffamierung“
Er halte es für unvorstellbar und für nicht akzeptabel, „wenn ausgerechnet das Netzwerk Recherche sich von einem Mann wie Maschmeyer die Bedingungen diktieren ließe.“ Das Netzwerk, meint Lütgert, hätte die „abstruse Diffamierung einer akribischen und ganz normalen Recherche“ zurückweisen müssen. Er hoffe auf eine einvernehmliche Lösung.
Das Netzwerk Recherche aber hält die Kontroverse über das Wirken des AWD und über Maschmeyers Verbindungen in die Politik an sich für so bedeutsam, dass sie aufs Podium gehöre, kritische Fragen aus dem Publikum, in das sich auch Lütgert und die „Panorama“-Kollegen setzen könnten, seien selbstredend erlaubt. Es gebe keine sonstigen Absprachen. Man habe die Sache eingehend beraten und sei zu der Überzeugung gelangt, dass eine solche, garantiert kritische Diskussion auf der Jahrestagung wertvoll sei. „Wir können unsere Zeit auch nicht damit verbringen, ständig Diven zu besänftigten“, sagte Markus Grill für das Netzwerk.
Versuch der Einschüchterung
Freilich muss man wissen, dass Christoph Lütgert und die „Panorama“-Crew Maschmeyer seit Monaten vergeblich um ein Interview bitten. Maschmeyer hat mit anderen gesprochen - als erstes mit der „Bild“-Zeitung -, aber nicht mit den Rechercheuren vom NDR, die ihm zusetzen. Die lässt er stattdessen juristisch verfolgen.
Er hat unter anderem ein juristisches Gutachten in Auftrag gegeben, mit dem das Wirken des Reporters Lütgert strafrechtlich gewürdigt werden soll. Nicht nur beim NDR wird das als Versuch der Einschüchterung verstanden. Während Maschmeyer in Gesprächen mit anderen gut Wetter zu machen sucht, setzt er der Hamburger Redaktion nach, die sich allerdings gut zu wehren weiß.
Am 1. Juli beim Netzwerk Recherche sitzt die „Panorama“-Crew allerdings, wie es aussieht, nicht auf Augenhöhe, sondern nur in der zweiten Reihe.