Markus Lanz & Online-Petitionen : Aufrufe, Gegen-Aufrufe und Ordnungsrufe
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„Da unterschreibe ich gleich noch einmal“: Dieter Nuhr (unser Bild) über die Petition für den Erhalt seiner Petition gegen Online-Petitionen aus Anlss einer Petition gegen den Fernsehmoderator Markus Lanz. Bild: dpa
Die Onlineplattform OpenPetition.de hat eine Petition des Kabarettisten Dieter Nuhr gegen die Petitionsflut im Internet abgeschaltet. Damit erledigt sich jedoch nicht die Frage: Wie sinnvoll sind viele Aufrufe auf dieser Seite eigentlich?
„So weit geht die Freiheit nicht, dass man sich über sie lustig machen darf“, kommentierte Dieter Nuhr die Abschaltung seiner Petition heute gegenüber FAZ.NET. Unter dem Titel „Gegen digitales Mobbing, binäre Erregung und Onlinepetitionswahn“ hatte er auf der Plattform OpenPetition am Sonntag einen satirischen Aufruf veröffentlicht, über den er sich „zum König des Internets“ wählen lassen wollte. In einem anonymen Raum, „in denen der Stärkere den Schwächeren, die Masse den Einzelnen zerstören kann, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen“, bedürfe es endlich einer ordnenden Gewalt. Auslöser für den Aufruf war die Petition einer Leipzigerin gewesen, die auf der Seite zurzeit Stimmen für die Absetzung des Fernsehmoderators Markus Lanz sammelt.
Die Betreiber der Plattform OpenPetition.de finden das in Ordnung, Nuhrs Konter dagegen nicht: Nur wenige Stunden, nachdem die Petition online erschienen war, wurde sie abgeschaltet. Aktuell ist sie in der Kategorie „Trollturm“ nachzulesen, gemeinsam mit anderen gescheiterten Aufrufen wie „Schluss mit Wochenend-Frühschichten“ und „Schluss mit der Langeweile im RTL-Dschungelcamp“. „Petitionen, die sich für oder gegen andere Petitionen aussprechen und keine eigenen von diesen Petitionen unabhängige Ziele formulieren, werden beendet und gelöscht“, begründete OpenPetition-Geschäftsführer Fritz Schadow den Schritt heute gegenüber FAZ.NET.
So richtig konsequent scheint diese Regel aber nicht angewendet zu werden: So war eine Petition des Berliner Piratenpolitikers Christopher Lauer mit dem Titel „Markus Lanz soll mal bitte seine Show so machen wie er will, immerhin ist er ja erwachsen“, die sich eindeutig auf die Petition der Leipzigerin bezieht, am Montagnachmittag noch online.
Auch eine Petition, die sich für den Erhalt von Dieter Nuhrs Petition einsetzt, ist inzwischen auf der Seite zu finden. Zu der Frage, warum nicht auch diese mit Verweis auf die Nutzungsbedingungen abgeschaltet werde, wollte sich der Geschäftsführer von OpenPetition am Montag nicht äußern.
Den Kabarettisten jedenfalls freut’s: „Großartig. Ich weiß gar nicht, wer das gemacht hat, aber die Idee fand ich super. Eine Petition für den Erhalt einer Petition gegen Petitionen. Da ist schon sehr philosophisch.“ Er selbst habe schon unterschrieben. Und wolle das gleich noch einmal tun.