Drohungen gegen Kaddor : Weil es absolut nicht mehr geht
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Legt sich mit Islamisten und „Deutschomanen“ an: Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor. Bild: dpa
Morddrohungen aus dem rechten Spektrum: Die syrischstämmige Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor hat sich aus Sicherheitsgründen vom Schuldienst beurlauben lassen.
Sie gilt als Vermittlerin zwischen einem traditionellen und einem säkularen Islam, war Teilnehmerin des Integrationsgipfels, gründete den liberal-islamischen Bund, bekam die Integrationsmedaille der Bundesregierung verliehen und publizierte zahlreiche Bücher, in denen sie sich auch mit radikalen Islamisten anlegte. Ihre aktuelle Veröffentlichung jedoch – „Die Zerreißprobe. Wie die Angst vor dem Fremden unsere Demokratie bedroht“ – brachte Lamya Kaddor derart viele Hassbriefe und Morddrohungen ein, dass sie sich nun vom Schuldienst beurlauben ließ. Neben ihrer universitären Tätigkeit unterrichtete sie islamische Religionskunde an einer Hauptschule in Dinslaken.
„In Hunderten Hasszuschriften wurde kritisiert, dass ich in meinem Buch schreibe, dass auch die alteingesessenen Deutschen eine Bringschuld haben, wenn es um die Integration geht, nämlich Integrationswillige auf Augenhöhe zu respektieren“, sagte die Autorin in einem Gespräch der Zeitung „Die Welt“. Auch habe es keinen Sinn, zu versuchen, mit Hatern und „Deutschomanen“ zu verhandeln: „Ich empfehle, solche Radikalen auszugrenzen, wer sagt, Migranten könnten nie echte Deutsche werden, der hat kein Gespräch verdient.“
Auch renommierte Journalisten wie Henryk M. Broder beteiligten sich an der Stimmungsmache. Von den Sicherheitsbehörden würden Drohungen aus dem rechten Spektrum dagegen oft mit dem Verweis auf die Meinungsfreiheit heruntergespielt. Offenbar haben die Thesen ihres Buches „die Rechten derart getroffen haben, dass sie nur noch zu unsachlicher, verleumderischer Kritik“ griffen, „womit sie bestätigen, was ich geschrieben habe“.
Kaddor habe sich vorerst bis zu den Sommerferien 2017 beurlauben lassen.