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Fernsehen an Silvester : Der Automat hat ein Eigenleben

Zusammen eingesperrt: Die Schauspieler Matthias Brandt und Anke Engelke in „Kurzschluss“. Bild: WDR

Wer Anke Engelke und Matthias Brandt in „Kurzschluss“ sieht, wird an Silvester nie wieder „Dinner for One“ gucken wollen. Eine Begegnung mit den beiden großartigen Schauspielern.

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          „Ich gehe Silvester immer sehr früh schlafen, weil ich Silvester nicht mag. Es ist der Tag, an dem ich verlässlich um 22 Uhr im Bett liege. Es interessiert mich nicht als Fest“, sagt der Schauspieler Matthias Brandt. Er blickt dabei in einer Mischung aus Belustigung und Melancholie hinter seiner Brille hervor, die sofort Lust macht, mit ihm Silvester zu feiern. Und sei es auch nur bis 22 Uhr. Aber das scheint ein völlig abwegiger Wunsch zu sein. Auch für seine Kollegin Anke Engelke, die an einem Vorweihnachtstag in Berlin neben Brandt sitzt und es so ähnlich sagt wie er. Sie sei „keine Silvesterfrau“, „Alkohol und Schunkelmusik“ seien nichts für sie. Sie liebe nur Partys, auf denen ausschließlich Menschen seien, die sie kenne. Da werde nichts von ihr erwartet.

          Julia Encke
          Verantwortliche Redakteurin für das Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung in Berlin.

          Matthias Brandt und Anke Engelke haben gerade einen Silvesterfilm gedreht. Er heißt „Kurzschluss“, ist 30 Minuten lang, und das Drehbuch von Claudius Pläging und Max Bierhals ist so pointiert und so witzig, dass „Dinner for One“ für immer Geschichte sein darf. Zum Jahreswechsel sollte im Fernsehen von jetzt an einfach immer „Kurzschluss“ laufen. Dann müsste Butler James auch nicht länger über einen Tigerkopf stolpern und hätte seine Ruhe. In Deutschland war „Dinner for One“ ein Erfolg, aber in England sei es interessanterweise ein Misserfolg gewesen, erzählt Matthias Brandt. Man finde es dort nicht lustig. „Die beiden britischen Schauspieler, die inzwischen längst verstorben sind, gelten dort als vierte oder fünfte Garde. Und in England denkt man eher: Das finden die Deutschen lustig.“ Dass „Kurzschluss“ gute Chancen hätte, auch Engländer zum Lachen zu bringen, sagt er nicht. Ausgeschlossen ist es nicht.

          Trailer : „Kurzschluss“

          Der Film beginnt eine halbe Stunde vor zwölf am Silvesterabend im Vorraum einer Bankfiliale und wird diesen Vorraum auch nicht mehr verlassen. Anke Engelke ist, mit Hochsteckfrisur, Bettina Maurer, die Bürgermeisterin einer Kleinstadt, die beim Überqueren der Straße von einem SUV-Fahrer übel geschnitten wurde und diesen entsprechend übel beschimpft hat. Auf der gegenüberliegenden Seite will sie eigentlich nur kurz Geld holen, bevor sie zum Jahreswechsel das offizielle Kleinstadt-Feuerwerk entzünden soll. Beim Abheben aber verhakt sich ihre Bankkarte im Automaten. Ein Mann – der SUV-Fahrer von eben, unübersehbar parkt er seinen SUV direkt vor der automatischen Glastür der Filiale – betritt den Vorraum. Auch er will Geld abheben, ist in Eile, will das offensichtliche Problem mit dem blockierten Bankautomaten schnell lösen, zieht aus der Hochsteckfrisur der Bürgermeisterin, die er als solche nicht erkennt, weil er gar nicht von hier ist, sondern aus – Achtung – Berlin, zu forsch und zu selbstverständlich übergriffig eine Haarnadel heraus, mit der er die Karte aus dem Kartenschlitz fischen will. Nervös stochert er am Automaten herum, verursacht einen Kurzschluss, woraufhin nicht nur der Automat nicht mehr reagiert, sondern auch die automatische Tür des Bankfilialenvorraums sich nicht mehr öffnet – und die beiden eingeschlossen sind.

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