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Sprachkritik an ARD und ZDF : Gendersender

  • -Aktualisiert am

Die Öffentlich-rechtlichen sagen, sie formulierten „diskriminierungsfrei“. Doch das genau ist die Frage. Bild: picture alliance / Bildagentur-online/Ohde

Rund 350 Sprach- und Literaturwissenschaftler haben einen Aufruf unterzeichnet, der die Gendersprache im öffentlich-rechtlichen Rundfunk kritisiert. Auf eine inhaltliche Einlassung der Anstalten warten wir bis heute. Ein Gastbeitrag.

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          Die gesellschaftliche Akzeptanz des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist in den letzten Jahren gesunken. Der ÖRR steckt in einer Vertrauenskrise. Schlagwörter dieser Krise sind: Vetternwirtschaft, Filz, Intransparenz, aufgeblähte Strukturen, üppige Gehälter, Haltungs- und Tendenzjournalismus. Und als genügten all diese Faktoren nicht, griff wie auf Absprache vor rund zwei Jahren auf allen Kanälen flächendeckend der Einsatz der sogenannten gendergerechten Sprache um sich. Mit dem „betreuten Sprechen“ (Joachim Gauck) treiben die Sender einen weiteren Keil zwischen sich und die Medienkonsumenten. Kritik an ihrer belehrenden, ideologisch motivierten Sprachpraxis lassen ARD und ZDF ebenso trotzig wie selbstgerecht an sich abperlen. Man sieht sich auf der Seite des moralischen Fortschritts und inszeniert sich als Avantgarde sprachlicher Erneuerung, fälschlicherweise als „Sprachwandel“ deklariert.

          Den sprachpolitischen Eifer der Sender erfuhren wir, eine Gruppe von Sprach- und Literaturwissenschaftlern, als wir Ende Juli dieses Jahres mit einem Aufruf die Genderpraxis des ÖRR kritisierten (www.linguistik-vs-gendern.de). Auf der Unterzeichnerliste des Dokuments finden sich mittlerweile (Stand Dezember 2022) rund 350 Sprach- und Literaturwissenschaftler. Unter diesen etliche Koryphäen des Faches wie Peter Eisenberg, Gisela Zifonun, Manfred Krifka und Heide Wegener. Worum geht in diesem Aufruf? Die Sender werden aufgefordert, sich mit sprachwissenschaftlich fundierter Kritik am Konzept der umstrittenen „gendergerechten“ Sprache auseinanderzusetzen. Die Unterzeichner weisen darauf hin, dass eine pauschalisierende Bewertung des generischen Maskulinums als diskriminierende Sprachform auf wissenschaftlicher Basis nicht begründbar ist. Gendern beruhe im Kern auf einer unzulässigen Vermengung der Kategorien Genus (grammatisches Geschlecht) und Sexus (natürliches Geschlecht).

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