Konferenz „Republica“ : Blogger auf Sinnsuche
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Die Internet-Gemeinde hat in den vergangenen Monaten einige politische Kämpfe verloren. Auf dem Blogger-Gipfel, der Konferenz „Republica“, sucht sie nach neuen Chancen für ihre alten Forderungen.
Es ist in diesen Monaten nicht leicht für Blogger und Internetfreunde, einige Kämpfe mussten sie verloren geben.

Verantwortlicher Redakteur für Wirtschaft und „Geld & Mehr“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.
Eine Partei: Die Piraten sind stark gestartet und haben viel Aufmerksamkeit auf digitale Themen gezogen, doch in den vergangenen Monaten haben sie sich mit internen Querelen selbst zerlegt. Und so das politische Feld frei gemacht für weitere Entscheidungen, die den Internet-Freunden nicht gefallen.
Leistungsschutzrecht: Ein Gesetz sollte Presseverlage vor Google schützen. Blogger wurden unsicher, ob sie im Internet noch auf Verlagsseiten verlinken dürfen, und bekämpften das Gesetz. In der politischen Auseinandersetzung wurde das Leistungsschutzrecht schließlich so verändert, dass es Google gar nicht betrifft und trotzdem Rechtsunsicherheit im Internet schafft.
Netzneutralität: Jede Webseite, jeder Dienst, jedes Datenpaket soll gleich schnell durchs Internet transportiert werden. Das ist ein zentraler Punkt für viele Internet-Freunde. Doch vor wenigen Tagen kam die Nachricht, dass die deutsche Telekom die Internetgeschwindigkeit für Vielnutzer drosseln will - und schlimmer noch: Einige eigene Dienste will die Telekom von der Drosselung ausnehmen. Diese Bevorzugung gefährdet in den Augen der Internet-Aktivisten die Netzneutralität.
„Eine unangenehme Art, eine politische Art“
Jetzt sitzen sie zusammen, noch bis Mittwoch treffen sie sich auf ihrem jährlichen Gipfel, der „Republica“ - und schwanken dort zwischen den alten Debatten und neuem Zorn. Sascha Lobo zum Beispiel, der Galionsmann der Internet-Bewegung, tat seine Wut über die politische Erfolglosigkeit der vergangenen kund. Und empfahl den anwesenden Bloggern nach den Niederlagen des vergangenen Jahres, in politischen Fragen auch gelegentlich mit anderen zusammenzuarbeiten. Sogar - „auf eine unangenehme Art, auf eine politische Art“ - mit Parteien, die sonst andere Auffassungen haben.
Denn, wie der ehemalige IBM-Cheftechnologe Gunter Dueck den Internet-Aktivisten deutlich machte: Nicht jeder, der anderer Meinung ist, hat die Fakten nicht kapiert. Mancher politische Gegner hat schlicht andere Auffassungen und andere Wünsche.
Zu wünschen gibt es für die Netzgemeinde noch viel. Und weil die Politiker noch keinen Wunsch erfüllt haben, sind es noch die gleichen wie in den vergangenen Jahren. Die Diskussionen am Montag brachten wenig grundlegend Neues und drehten sich oft um Themen, die schon lange auf der digitalen Agenda stehen:
Regierungen und Ämter sollen ihre Daten öffentlich machen, Software-Entwickler müssten über die Werturteile nachdenken, die sie in ihre Algorithmen einprogrammieren: Eine Algorithmen-Ethik sei nötig. Und sowieso sollten mehr Menschen verstehen, was Programme genau tun. Nach welchen Mechanismen zum Beispiel Google die Seiten auswählt, die es als Suchergebnis zeigt.
Immerhin: Sascha Lobo und Blogger Felix Schwenzel stellten eine Aktion vor, mit der sich Blogger künftig von Facebook, Twitter und Co. unabhängiger machen sollen. Die Software soll Bloggern helfen, ihre Nachrichten auf den unterschiedlichen Plattformen auf dem eigenen Blog zusammenzuführen. Das geht auch ohne politische Hilfe.