Appell an Bundesregierung : Kinofilm retten!
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Filmriss: Keine Filmvorführungen vorerst mehr. Bild: dpa
109 namhafte Regisseurinnen, Regisseure, Autorinnen und Autoren appellieren an die Bundesregierung, den deutschen Kinofilm vor dem Untergang zu bewahren. Denn es gibt keine Versicherung, die das Covid-19-Risiko bei Dreharbeiten abdeckt. Die Filmemacher haben aber eine Idee.
Eine Gruppe unabhängiger Drehbuchautoren und Regisseure ist mit einem offenen Brief an die Bundesregierung herangetreten, um den deutschen Kinofilm zu retten. In dem Schreiben, das am Freitag an Monika Grütters, die Kulturbeauftragte der Bundesregierung, und Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier ging, heißt es, der deutsche Kinofilm sei „in höchster Gefahr“. Durch die Corona-Krise seien „sämtliche deutsche Kino-Produktionen zum Stillstand gekommen“. Für Kinofilme, deren Produktion abgebrochen werden musste, hätten die Filmförderungen einen Nothilfefonds ins Leben gerufen. Für bevorstehende Filme jedoch fehle „jede Absicherung der Produzenten für das Risiko eines Drehstopps durch einen Covid-19-Fall“.
Ohne Absicherung aber würden vor allem unabhängige Produzenten „das Wagnis, zu drehen, nicht länger eingehen können“. In den nächsten Monaten sei deshalb ein „massives Produzentensterben“ zu erwarten, „Arbeitslosigkeit für Filmschaffende und die Vernichtung großer Teile des deutschen Kinos. Die Gesellschaft verlöre damit auf nicht absehbare Zeit einen essenziellen Teil ihres kulturellen Nährbodens.“
Die Drehbuchautoren und Regisseure dringen auf „Sofortmaßnahmen“. Dabei denken sie vor allem an den fehlenden Versicherungsschutz. Versicherungen und Rückversicherungen träten für das Risiko der Corona-Pandemie nicht ein und böten keine „Lösungsvorschläge für die Filmbranche“, heißt es in dem offenen Brief. Damit sei „jeder Kinofilmdreh eine tickende Zeitbombe“.
Wie eine Lösung aussehen könnte, erläuterte der Produzent Uli Aselmann, Gründer der in Hamburg ansässigen Firma „die film gmbh“ und stellvertretender Vorsitzender der Produzentenallianz, im Gespräch mit dieser Zeitung. Denkbar sei, so Aselmann, ein „Rettungsschirm“ in Form eines Fonds, in den Bundeskulturbeauftragte und Bundeswirtschaftsministerium, abgesichert durch einen Kredit der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), einzahlen. Doch nicht nur diese seien als Gewährsträger denkbar, sondern auch die Bundesländer, die sich besonders in der Filmförderung engagieren, die zum Bertelsmann-Konzern gehörenden Sender der RTL-Gruppe, Pro Sieben Sat 1 und selbstverständlich auch die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ARD und ZDF.
Unterzeichnet ist der Brief an Monika Grütters und Peter Altmaier von 109 Regisseurinnen, Regisseuren, Autorinnen und Autoren, angefangen bei Züli Aladag über Emily Atef, Hans-Christoph Blumenberg, Detlev Buck, Andreas Dresen, Aelrun Goette, Dominik Graf, Nina Grosse, Hermine Huntgeburth, Caroline Link, Vivian Naefe, den Hauptinitiator Kilian Riedhof, Volker Schlöndorff, Til Schweiger, Margarethe von Trotta, Wim Wenders bis zu Soleen Yusef (um nur einige zu nennen).
Der offene Brief im Wortlaut
Staatsministerin Professor Monika Grütters
Platz der Republik 1
11011 Berlin
Bundesminister Peter Altmaier
Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
11019 Berlin
Offener Brief
Zur Lage des deutschen Kinofilms
Berlin, 08. Mai 2020
Sehr geehrte Frau Staatsministerin Professor Grütters,
sehr geehrter Herr Bundesminister Altmaier,
der deutsche Kinofilm ist in höchster Gefahr!
Durch die Corona-Krise sind sämtliche deutschen Kino-Produktionen zum Stillstand gekommen. Für die Kinofilmproduktionen, die abgebrochen werden mussten, haben alle Filmförderungen einen Nothilfefonds ins Leben gerufen.
Für bevorstehende Filme fehlt jedoch jede Absicherung der Produzenten für das Risiko eines Drehstopps durch einen Covid19-Fall.
Ohne diese Absicherung werden vor allem unabhängige Produzenten das Wagnis zu drehen nicht länger eingehen können. Das bedeutet bereits in den nächsten Monaten massives Produzentensterben, Arbeitslosigkeit für Filmschaffende und die Vernichtung großer Teile des deutschen Kinos. Die Gesellschaft verlöre damit auf nicht absehbare Zeit einen essenziellen Teil ihres kulturellen Nährbodens.
Wir appellieren deshalb dringend an Sie, Sofortmaßnahmen zu ergreifen.
Zuvorderst benötigen wir eine Lösung für den fehlenden Versicherungsschutz, um das Risiko zukünftiger Dreharbeiten abzusichern. Die Filmbranche braucht Ihre Unterstützung. Die klassischen Versicherungen und Rückversicherungen haben keine Lösungsvorschläge für die Filmbranche - und damit ist jeder Kinofilmdreh eine tickende Zeitbombe.
Überzeugende Konzepte wurden seitens der Produzentenverbände entwickelt. Es ist höchste Zeit, diese jetzt umzusetzen.
Die Pandemie wird uns noch lange begleiten. Auf einen Impfstoff zu warten, wäre fahrlässig. Wir müssen uns umgehend wappnen.
Bitte handeln Sie jetzt!
gez.
Züli Aladag
Christian Alvart
Judith Angerbauer
Anke Apelt
Mo Asumang
Emily Atef
Tobi Baumann
Martin Behnke
Edward Berger
Michel Bergmann
Marc Blöbaum
Hans-Christoph Blumenberg
Bettina Börgerding
Jan Braren
Peter F. Bringmann
Jutta Brückner
Marc Brummund
Natja Brunckhorst
Franziska Buch
Detlev Buck
Alex Buresch
Elisabeth Burghardt
Ilker Catak
Stefan Dähnert
Pepe Danquart
Christoph Darnstädt
Matthias Dinter
Andreas Dresen
Theresa von Eltz
Annette Ernst
Jakob M. Erwa
Karlheinz Freynik
Felix Fuchssteiner
Florian Gallenberger
Dennis Gansel
Katrin Gebbe
Matthias Glasner
Eberhard Görner
Aelrun Goette
Dominik Graf
Gernot Gricksch
Wolfgang Groos
Nina Grosse
Jörg Grünler
Heinrich Hadding
Henk Handloegten
Felix Hassenfratz
Jacob Hauptmann
Julia von Heinz
Hannes Held
Kristina Magdalena Henn
Oliver Hirschbiegel
Dagmar Hirtz
Kit Hopkins
Hermine Huntgeburth
Vanessa Jopp
Anna Justice
Fred Kelemen
Peter Keller
Günter Knarr
Maria Knilli
Dagmar Knöpfel
Lutz Konermann
Christopher Kraus
Dirk Kummer
Beate Langmaack
Tom Lass
Peter Lichtefeld
Constantin Lieb
Caroline Link
Georg Maas
Mike Marzuk
Lars Montag
Eoin Moore
Visar Morina
Vivian Naefe
Hans Noever
Hanno Olderdissen
Zoltan Paul
René Perraudin
Esther von Peter
Kathrin Richter
Kilian Riedhof
Julian Rosefeldt
Stefan Ruzowitzky
Yasemin Samdereli
Lena von Saucken
Anno Saul
Angela Schanelec
Volker Schlöndorff
Hans-Christan Schmid
Dorothee Schön
Til Schweiger
Christian Schwochow
Ulrike Stephan
Philipp Stölzl
Laila Stieler
Jens Christian Susa
Peter Timm
Ruth Toma
Margarethe von Trotta
Christian Ulmen
Sven Unterwaldt
Ben Verbong
Petra K. Wagner
Wim Wenders
Thomas Wendrich
Thorsten Wettcke
Soleen Yusef