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Nach Missbrauchsvorwürfen : Auch kanadische Radiosender streichen Michael Jacksons Songs

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Michael Jackson verlässt 2005 den Gerichtssaal. Schon damals wurde er mit Kindesmissbrauch in Verbindung gebracht. Bild: AFP

Erst kündigt der norwegische Rundfunk an, auf die Musik von Michael Jackson zu verzichten, jetzt ziehen 22 kanadische Radiosender nach. Die Sender reagieren damit auf Kommentare etlicher Hörer.

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          Eine Reihe großer Radiosender in Kanada will angesichts neuer Pädophilie-Vorwürfe vorerst keine Lieder von Michael Jackson mehr spielen. Das gab das Medienunternehmen Cogeco am Dienstag bekannt. Eine Unternehmenssprecherin sagte, man habe sich nach der Ausstrahlung der Dokumentation „Leaving Neverland“ zu dem Schritt entschlossen. Cogeco gehören 22 Radiosender im Bundesstaat Quebec und einer in Ontario.

          „Wir achten auf die Kommentare unserer Hörer“, sagte Cogeco-Sprecherin Christine Dicaire der Nachrichtenagentur AFP. Nach der Ausstrahlung der Doku habe es Reaktionen gegeben. „Bis auf weiteres“ habe man Jacksons Musik daher aus dem Programm genommen. Der norwegische Rundfunk NRK will ebenfalls auf seinen Radiosendern zwei Wochen lang keine Lieder von Michael Jackson spielen.

          Aus Großbritannien gab es Berichte, wonach auch die BBC die Musik des „King of Pop“ vom Sender genommen habe. Eine Unternehmenssprecherin sagte aber, die BBC sperre keine Künstler.

          Der norwegische Sender NRK, der angekündigt hatte, zwei Wochen lang keine Jackson-Songs mehr zu spielen, nahm seine Entscheidung am Dienstag zurück. „Der Entschluss war falsch. Wir müssen zwischen Kunst und Künstler unterscheiden", erklärte Rundfunkchef Gjermund Eriksen. Die Idee sei gut gemeint gewesen. Man habe aber inzwischen den Fehler erkannt. Es solle nicht der Eindruck entstehen, man beziehe bereits Position dazu, ob Jackson schuldig sei oder nicht.

          Jacksons Nachlassverwalter verklagen HBO

          Der amerikanische Fernsehsender HBO hatte die zweiteilige Dokumentation „Leaving Neverland“ Anfang des Monats gezeigt. Sie erzählt die Geschichte zweier Männer, die nach eigenen Angaben im Alter von sieben und zehn Jahren von Jackson sexuell missbraucht worden waren.

          Jackson war im Juni 2009 an einer Überdosis des Narkosemittels Propofol gestorben. Der „King of Pop“ sah sich bereits zu Lebzeiten immer wieder dem Vorwurf des Kindesmissbrauchs ausgesetzt. 2005 wurde er in einem Gerichtsverfahren freigesprochen. Seine Karriere und sein Ruf nahmen jedoch dauerhaft Schaden.

          Jacksons Nachlassverwalter hatten den Sender HBO vor der Ausstrahlung der Dokumentation wegen Verunglimpfung des Popstars auf 100 Millionen Dollar verklagt.

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