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Nebenjobs im ZDF : Was Dunja Hayali so alles wegmoderiert

Dunja Hayali moderiert im ZDF. Aber nicht nur dort. Bild: EPA

Dunja Hayali ist Moderatorin beim ZDF. Sie übernimmt aber auch für die Industrie PR-Termine. Das komme ihrem kritischen journalistischen Ansatz nicht in die Quere, sagt sie. Wirklich nicht?

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          Dunja Hayali ist beim ZDF die Moderatorin mit der hohen Moral. Als sie die Goldene Kamera für ihre Berichterstattung über Flüchtlinge bekam, wandte sie sich in ihrer Dankesrede gegen den Hass im Netz. Als der Chef der Essener Tafel die Aufnahme von Migranten aussetzte, warf sie ihm auf Facebook vor, er veranstalte „Hunger Games“.

          Ursula Scheer
          Redakteurin im Feuilleton.

          Dunja Hayali weiß als Bundesverdienstkreuzträgerin, feste Moderatorin im „Morgenmagazin“ und Gastgeberin einer Talkshow unter eigenem Namen grundsätzlich, wo sie steht: auf der richtigen Seite. Da, wo Journalismus und Aktivismus einander sehr nahe kommen dürfen. Oder?

          Aber wie ist das mit Journalismus und PR? Distanz zu halten und sich nicht mit einer Sache gemein zu machen, wie es scheinbar vor Ewigkeiten „Tagesthemen“-Moderator Hanns Joachim Friedrichs Journalisten empfahl, ist im Post-Truth-Zeitalter bei vielen ziemlich out und wird als haltungslos empfunden. Aber muss Dunja Hayali gleich die Nähe zur Deutschen Automatenwirtschaft suchen? Zu Novartis, Amazon, BMW, dem Deutschen Beamtenbund, der Deutschen Stahlindustrie und dem Deutschen Handelskongress?

          Für diese Auftraggeber aus der Wirtschaft, so das NDR-Magazin „Zapp“, hat Dunja Hayali in jüngerer Zeit Moderationsjobs angenommen, und die Firmen und Verbände werben fleißig mit Statements der ZDF-Moderatorin. Bei ihrem Sender ist sie als freie Mitarbeiterin unter Vertrag. Sie darf also Nebentätigkeiten ausüben, wie sie will, und muss diese nur dem Sender gegenüber angeben. Bleibt die Frage nach den Grenzen des Journalismus. Denn Dunja Hayali wird als ZDF-Gesicht wahrgenommen, als die mit der Moral. Sie sehe da keinen „Interessenskonflikt“, sagte sie „Zapp“. Sie betreibe „kritischen Journalismus“ auch auf den Bühnen der Wirtschaft. Sie sei „nicht käuflich“ und habe das Honorar für ihren Auftritt bei der Automatenindustrie gespendet. Die Branche sei übrigens gar nicht so übel.

          Dumm nur, dass es kein Journalismus ist, und schon gar kein kritischer, wenn man als bezahlter Moderator auf einer Industrieveranstaltung auftritt, sondern eine Dienstleistung. Dass Dunja Hayali darin selbst keinen Unterschied zu dem sehen mag, was sie „sonst“ tut, kann einem schon zu denken geben.

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