Karnevalist Hans Süper tot : Er war ene kölsche Jung
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Hans Süper (1936 - 2022) Bild: dpa
Hans Süper war einer der Größten des Kölner Karnevals. Mit seiner „Flitsch“ – der Mandoline – und seinem Kompagnon „Zimmermän“ prägte er als eine Hälfte des Colonia Duetts eine Ära. Nun ist Süper im Alter von 86 Jahren gestorben
Wenn Hans Süper auf die Bühne trat, reichte es aus, dass er den Namen seines Kompagnons rief und der Saal war in Stimmung: „Zimmermän!“. Gedehnt mit mindestens drei Ä, gefolgt von: „Do Ei!„, legte Süper damit los, zu erklären, warum sein Nebenmann „Dat Ei“ sei. Der wiederum stand da wie der dumme August oder stocksteif wie ein Gitarrist auf dem Exerzierplatz und fragte scheinbar begriffsstutzig immer wieder nach, warum und wieso er Anlass zu Süpers Einschätzung gebe.
Der wiederum tanzte rumpelstilzchenhaft um den anderen herum, auf Gummitwistbeinen, einer Schrittfolge, die Michael Jackson zur Ehre gereicht hätte, ließ einem irren Redeschwall freien Lauf, ließ mit den Augenbrauen die Melone auf dem Kopf wackeln und lachte sich scheckig - bis zum nächsten Lied der beiden, zumeist einer Variation des kölschen Toleranzprinzips „Levve un levve losse“ oder eines alltäglichen Lebenspannenberichts.
Mit diesem Vortragsstil setzten Süper und Zimmermann als Colonia Duett im Kölner Karneval von 1974 bis 1990 Maßstäbe und prägten eine Ära. Hans Zimmermann starb 1994. Mit Werner Keppler als Partner machte Süper in dem von ihm geprägten Stil noch bis 2002 weiter, doch an das Original reichte das „Süper Duett“ nicht heran. 2004 ging Hans Süper als professioneller Karnevalist in Rente, lebte in seinem Heimatviertel Köln-Sülz und auf Gran Canaria, für ein paar große Einzelauftritte kehrte er zurück.
Auch wenn die Witze zu Beginn jedes Stakkatos auf Kosten von „Zimmermän“ und allerhand anderer gingen, zog sich Süper am Ende und am nachhaltigsten immer sich selbst durch den Kakao. Anders, sagte er in einem Film, den der WDR einmal über ihn gedreht hat, könne es doch auch gar nicht sein. Anderen Spaß zu bereiten, wenn man sich selbst nicht am kräftigsten auf die Schippe nimmt, das schien ihm unvorstellbar. Das Signal ans Publikum – wir sind genauso unvollkommene und potentielle lächerliche Figuren wie die, über die wir singen -, machte den Erfolg des Colonia Duetts aus. Darin und in der Spielfreude, die sich im scharfen Kontrast zwischen „Zimmermän“ und Süper, dem „Kleinen“, ausdrückte, waren die beiden unerreicht.
Eine mit Saiten bespannte Apfelsinenkiste
Die erste „Flitsch“, also Mandoline, auf welcher der am 15. März 1936 in Köln geborene Hans Süper spielte, war noch gar keine, sondern eine mit Saiten bespannte Apfelsinenkiste, die ihm sein Vater – Johann „Hans“ Süper senior, ebenfalls Musiker und Karnevalist -, aus der Kriegsgefangenschaft mitgebracht hatte. So ist es nachzulesen in der von dem Journalisten Helmut Frangenberg verfassten Biografie Süpers, „Mein Leben mit der Flitsch“.
Am Samstag ist Hans Süper im Alter von 86 Jahren in Köln gestorben. „Sein Humor war einmalig und seine Rolle auf der Bühne nie erreicht“, teilte das Festkomitee Kölner Karneval mit. „Ich bin bestürzt über den Tod von Hans Süper“, sagte die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker. „Dieses echte kölsche Original hat uns alle mit seinem Witz, seinem frechen Charme und auch mit seiner ,Flitsch' über viele Jahrzehnte begeistert.“
Mit seiner „Flitsch“ konnte Süper die fetzigsten Nummern des Kokolores abfeuern oder die für die kölsche Seele und den kölschen Karneval ebenso typischen Schmachtsongs. Unsere Empfehlung lautet auf Hans Süpers Interpretation des Klassikers „Ich ben ene kölsche Jung“ von Fritz Weber (1909- 1984):
„Ich ben ene Kölsche Jung, wat willste maache?
Ich ben ene Kölsche Jung un dun jään laache
Ich ben och söns nit schlääch, nä ich ben brav
Ming Lieblingswöötsche, heiss Kölle Alaaf!“