Cyberangriffe auf den Kreml : Putin bekommt seine eigene bittere Medizin
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„Das Anonymous-Kollektiv ist nun offiziell im Cyberkrieg mit der russischen Staatsführung“: So sieht es aus. Bild: Anonymous
Hacker aus aller Welt arbeiten zusammen, um Putins Krieg in der Ukraine zu erschweren und für Aufklärung zu sorgen. Die Gruppe Anonymous hat einigen Erfolg.
Während die ukrainischen Streitkräfte sich gegen die Invasion des russischen Militärs behaupten, setzen Hackergruppen wie Anonymous und Cyber Partisans auf Cyberangriffe. Neben den Sicherheitssystemen russischer Banken und den Angeboten des staatlichen Senders RT legten sie die russischen Streamingdienste Wink und Ivi lahm.
Am Montag berichteten sie auf Twitter, es sei gelungen, die Live-TV-Kanäle von Russia 24, Channel One und Moscow 24 zu hacken, und bezeichneten den Cyberangriff als ,,größte anonyme Operation, die jemals gesehen wurde“. Ziel des Hacks war es, die russische Bevölkerung mit Bildern und Videos auf den Krieg in der Ukraine aufmerksam zu machen. Am Dienstagmorgen behauptete Anonymous, eine Störung beim Kurzwellenradiosender UVB-76, der zur Nachrichtenverschlüsselung genutzt wird, ausgelöst zu haben.
Störungen und Bewegtbilder
Seit Beginn des Krieges setzen Cybergruppen alles daran, die Arbeit von Russlands mächtiger Zensurbehörde zu behindern. Sie verursachen Störungen, verbreiten Bewegtbilder aus der Ukraine und sorgen für einen kontinuierlichen Informationsfluss ins Land. Die Hacker von Anonymous betonen immer wieder, dass aus ihren Eingriffen für die russische Bevölkerung keine negativen Folgen entstehen. Angriffe auf kritische Infrastrukturen, wie sie von russischer Seite üblich sind, seien nicht geplant. Es gehe darum, Putin durch die Aktionen ,,einen Schluck seiner eigenen bitteren Medizin“ einzuflößen.
Bei den Cyberattacken in diesen Tagen überwiegen psychologische Zielsetzungen wie die Verunsicherung und Irritation der russischen Regierung bis jetzt die tatsächlichen Cyberschäden. ,,Der große Cyberkrieg hat bisher noch nicht stattgefunden“, sagt der sicherheitspolitische Experte Matthias Schulze von der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin dieser Zeitung. Auch bleibt fraglich, ob digitale Angriffe längerfristige Auswirkungen auf das Kriegsgeschehen haben.
In einem Blogbeitrag teilte Anonymous in Deutschland mit: ,,Denial-of-Service-Attacken allein werden kein Regime stürzen.“ Bei den Denial-of-Service-Attacken führen Angreifer gezielt eine Überlastung der Server herbei, die für einen Ausfall von Internetseiten sorgt. So war etwa die Website des ukrainischen Außen- und Verteidigungsministeriums wegen einer russischen Cyberattacke Ende Februar nicht aufrufbar.
Die russische Regierung greift seit jeher mit Hackern und Trollarmeen die Infrastruktur anderer Staaten an. Zurzeit warnt der Verfassungsschutz vor einem Angriff einer „Ghostwriter“ genannten Hackereinheit, die dem russischen Geheimdienst GRU zugeordnet wird und in der Vergangenheit schon Daten im Bundestag erbeutete. Sie ist bei Politikern und Journalisten auf Datenklau aus mit Phishingmails, die den Absender „t-online.de@comcast.net“ tragen.