Ausverkauf von Gruner + Jahr : „Geo“-Chefs treten zurück
- -Aktualisiert am
Nicht mehr im Amt: Die „Geo“-Chefredakteure Markus Wolff (links) und Jens Schröder sind zurückgetreten. Bild: dpa
Die Zerschlagung von Gruner + Jahr durch den Bertelsmann-Chef Thomas Rabe stößt auf Widerstand. Die Chefredakteure von „Geo“ geben ihre Posten ab. Ehemalige Magazinchefs melden ihren Protest an.
Aus Protest gegen die umfassenden Stellenstreichungen und Magazin-Streichungen bei Gruner + Jahr sind die „Geo“-Chefredakteure Jens Schröder und Markus Wolff von ihren Posten zurückgetreten. Die Verantwortung für das Wissenschaftsmagazin soll nun „Stern“-Chefredakteur Gregor Peter Schmitz übernehmen, der in die Chefredaktion von RTL News wechselt und auch die Wirtschaftszeitschrift „Capital“ verantwortet. „Capital“-Chefredakteur Horst von Buttlar hatte bereits im Januar seinen Job quittiert. Er war zur „Wirtschaftswoche“ und damit zur Handelsblatt Media Group gewechselt.
Bertelsmann- und RTL Deutschland-Chef Thomas Rabe hatte am Dienstag verkündet, nach der „Fusion“ von Gruner + Jahr und RTL 23 Zeitschriftentitel einzustellen oder zu verkaufen. Aushängeschilder wie „Stern“, „Brigitte“, „Capital“ oder „Geo“ sollen zwar erhalten bleiben, aber Ableger wie „Geo Epoche“, „Geo Wissen“, „Brigitte Woman“ oder „View“ werden eingestampft. 700 von 1900 Stellen fallen weg.
Jetzt schalten sich – nach dem Brandbrief des früheren „Geo“-Chefs Peter-Matthias Gaede – weitere ehemalige Chefredakteure der G+J-Titel ein und protestieren gegen den Ausverkauf. Der frühere Chefredakteur von „Geo Epoche“, Michael Schaper, plädiert dafür, wenigstens das von ihm gegründete Geschichtsmagazin zu erhalten. In einem Statement für den Mediendienst turi2 argumentiert er, „Geo Epoche“ sei „profitabel“ und „journalistisch seit mehr als 20 Jahren über jeden Zweifel erhaben“.
Wieso soll „Geo-Epoche“ so „klang- und sanglos“ verschwinden?
Gerade dieser Fall sei eine „äußerst knappe und intern umstrittene Entscheidung“ gewesen, so Schaper. Es habe Überlegungen gegeben, die digital verfügbaren Inhalte – mehr als 2000 historische Reportagen – zum Beispiel mit den Inhalten von „Stern Plus“ zu verknüpfen und über weitere Formen der Zusammenarbeit nachzudenken. Er verstehe nicht, warum der Titel jetzt so „klang- und sanglos verschwinden“ soll. Falls das Magazin nicht bei Gruner + Jahr und RTL weitergeführt werden könne, solle man es wenigstens zum Verkauf anbieten. Interessenten habe es gegeben.
Dem Argument, es widerspreche der „Markenführung“, dass die Dachmarke „Geo“ bei RTL bleibt, während „Geo Epoche“ bei einem anderen Verlag erscheint, setzt Schaper das Beispiel „Bild der Frau“ entgegen. Die Frauenzeitschrift erscheine seit fast zehn Jahren nicht beim Springer-Verlag, sondern bei der Funke-Mediengruppe, „ohne dass es irgendwelche Kollision mit der Dachmarke Bild gegeben hätte“. Michael Schaper hatte „Geo Epoche“ 1999 gegründet und war bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 2019 Chefredakteur.
Auch der ehemalige Chefredakteur von „Capital“, Ralf-Dieter Brunowsky, der das Magazin von 1991 bis 2001 leitete, meldet sich zu Wort. In einem Beitrag für den Mediendienst Meedia plädiert er dafür, dass große Medienhäuer auch die Präsenz kleinerer Medien zulassen sollten. Dies sei eine Frage „gesellschaftlicher Verantwortung“: „Medien sind zentraler Bestandteil der Kultur eines Landes.“ Auch Magazine wie „Business Punk“ oder „Beef!“ seien wichtig für die kulturelle Vielfalt am Kiosk. Gerade diese Titel könnten für Menschen, die nur noch wenig Berührungspunkte mit gedruckten Zeitschriften hätten, das Tor zur Print-Welt öffnen.