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Gottschalk-Vertrag der ARD : 2,7 Millionen Euro für nichts und wieder nichts?

Thomas Gottschalk Ende April 2012 mit der damaligen WDR-Intendantin Monika Piel Bild: Picture-Alliance

Der WDR hat mit Thomas Gottschalk 2011 einen Vertrag für eine Vorabendshow geschlossen, die ein kapitaler Flop wurde. Jetzt tauchen Dokumente auf, die nahelegen, dass trotzdem Millionen gezahlt wurden. Für den WDR könnte das sehr peinlich werden.

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          Mit welcher Rente darf Thomas Gottschalk rechnen? Sind es nur siebenhundert Euro, wie er kürzlich bei einer Sendung zu seinem 65. Geburtstag witzelte? Oder vielleicht doch ein wenig mehr? Folgt man den Dokumenten, die nun zu seinem kurzzeitigen Engagement im ersten ARD-Programm aufgetaucht sind, darf man annehmen, dass es finanziell nicht gar so furchtbar für ihn aussieht.

          Michael Hanfeld
          verantwortlicher Redakteur für Feuilleton Online und „Medien“.

          Demnach soll der WDR, genauer dessen Tochterfirma WDR Mediagroup sich verpflichtet haben, Gottschalk im Jahr 2012 fünf Millionen Euro zu zahlen – und dies auch für den Fall, dass seine Vorabendshow „Gottschalk live“ ein Flop und nach vierzig Folgen abgesetzt würde. Genauso geschah es: Statt vereinbarter 144 Sendungen war für Gottschalk schon nach wenigen Wochen Schluss. Das Geld für die dann nicht mehr erstellten Sendungen sollte ihm laut der Dokumente aber trotzdem zustehen: 2,7 Millionen Euro für – nichts?

          Das findet die Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm (AGDok) nicht witzig. Sie engagiert sich als Vertretung der freien Dokumentarfilmjournalisten seit jeher für die Kleinunternehmer im Mediengeschäft mit hohem Eigenrisiko und kritisiert die Ausgaben, die ARD und ZDF für Großprojekte haben. Und nun hat die AGDok die Unterlagen zu dem Gottschalk-Deal des WDR aufgetan. Es ist ein „Letter of Intent“ vom 31. Mai 2011 und ein Gesprächsprotokoll von 21. Juli 2011, in denen die vertraglichen Vereinbarungen zwischen der WDR Mediagroup, der Produktionsfirma Grundy Light Entertainment und Thomas Gottschalk festgehalten werden.

          Zwölf Millionen Euro für die ganze Show

          Dort finden sich die Zahlen, die nicht nur den rührigen Chef der AGDok, Thomas Frickel, aufhorchen lassen: Zwölf Millionen Euro sollte die Vorabendshow von Thomas Gottschalk insgesamt kosten. Der Vertrag sollte über ein Jahr laufen. Für dieses eine Jahr waren 7,4 Millionen Euro für die Produktionsfirma Grundy vorgesehen, 4,6 Millionen Euro Honorar für den Moderator Gottschalk. Gedacht war an 144 Sendungen. Hätten diese zu einem Publikumsmarktanteil von mehr als fünfzehn Prozent in der Altersgruppe „14+“ geführt, wäre es sogar noch teurer geworden – dann wären nämlich, wie es in den Unterlagen heißt, Bonuszahlungen fällig geworden. Für den Fall aber, dass die Sendung auf einen Marktanteil von weniger als zehn Prozent käme, sollte ein Sonderkündigungsrecht bestehen. Was aber mit sich brachte, dass der WDR die „Abbruchskosten“ tragen musste, und: „Der Moderator besteht für diesen Fall auf die Auszahlung seines ungekürzten Honorars für alle 144 Sendungen von 4,6 Millionen Euro.“ Hinzu kam noch ein Honorar von weiteren 400.000 Euro für zwei andere Shows – die dann auch nicht produziert wurden. Macht summa summarum: fünf Millionen Euro.

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