Google und die Gesundheit : Zum Wohle der Menschheit sind alle Daten recht
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Die Welt, wie Google sie sieht: Je mehr Suchanfragen an einem bestimmten Ort eingehen, desto weiter reichen die Strahlen auf dem „Search Globe“. Bild: Google
Google hortet Daten, um Werbung zu plazieren. Aber auch um das Verhalten der Menschen auszuwerten und Kapital daraus zu schlagen. Jetzt ist das Gesundheitswesen dran. Was geschieht, wenn Google weiß, wo es uns zwickt?
Warum fällt es Google eigentlich so schwer, die Menschen in Ruhe zu lassen? Die Antwort liegt auf der Hand: Google verteidigt einen Ein-Drittel-Anteil am weltweiten Online-Werbemarkt, der inzwischen auf ein Volumen von mehr als hundertzwanzig Milliarden Dollar angewachsen ist und der das ganz Besondere verspricht - zielgenau plazierte Anzeigen. So standen am Anfang „Cookies“, und so steht heute das „Canvas Fingerprinting“ in der Kritik, stets ein wenig zu viele Nutzerdaten an die Konzerne zu verraten, damit sie wissen, wem sie welche Werbung anzeigen. Da Google mit fast nichts als Werbung Geld verdiene, müsse das Unternehmen „technisch innovativ sein, um das Netz rentabel zu halten“. So drückte es der Google-Sprecher Rob Shilkin aus.
Es geht aber um mehr. Unlängst zeigte ZDFinfo einen kurzen Film über die Anfänge von Google, der einen interessanten Hinweis enthielt: Das Unternehmen wollte demnach mit Werbung gar nichts zu tun haben, bis dessen Gründer Sergey Brin und Larry Page nach zweieinhalb Jahren mitbekamen, wie viel Geld ihnen entging und wie gut sie es für ihre Mission nutzen konnten. Die Sammlung und Ordnung der Informationen der Welt erschienen als Zweck des Unternehmens, der gezielte Anzeigenvertrieb nur als das Finanzierungsmittel.
Google muss alles kennen und wissen wie es ankommt
Der Clou ist allerdings, dass die Google-Gründer schon bei ihrer ersten Idee, noch als Studenten in Stanford, begriffen hatten, was Verhaltensdaten bedeuten und dass sie diese unbedingt brauchten. Bis dato wurde die Relevanz von Websites allein anhand ihrer Inhalte bestimmt. Wenn ein Suchbegriff häufig vorkam, galten Seiten als relevant.
Erst Googles „Page-Rank“ beurteilt Internetseiten auch danach, wie sie von Menschen verwendet und beurteilt werden. Häufige Erwähnungen sollen auf die Bedeutsamkeit des Inhalts schließen lassen. Der technische Weg, sich dies zunutze zu machen, ist das schlichte Auszählen von Links. Websites, auf die häufig verlinkt wird, gelten als relevant. Dieses Kriterium ist bis heute maßgeblich, aber nur noch eines von Hunderten, nach denen Google Internetinhalte ordnet.
Schon im „Page-Rank“ verbarg sich auch die zweite große Lehre für Google: Um die Relevanz einer Website zu ermitteln, musste Google alle anderen Websites kennen. Das Unternehmen wird von Beginn an von zwei Vollkommenheitsansprüchen bestimmt: Google muss jeden Inhalt kennen und zusätzlich wissen, wie er rezipiert wird.
Kollektive Intelligenz sozialer Superorganismen
Google Books hätte wahrscheinlich nicht derart viel Kritik geerntet, wenn Google die Bücher nur gescannt hätte. Doch das Unternehmen wollte auch wissen, wie sie gelesen werden. Die digitale Veröffentlichtung war mit geltendem Recht nicht vereinbar. Google entwickelte Googlemail, auch, um zu erfahren, wie Menschen E-Mails schreiben und lesen. Das Unternehmen stellte seinen Kunden Weltkarten zur Verfügung und beobachtet, wie Menschen sie benutzen und sich auf der Welt bewegen.