Was für ein Aberglaube
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Setzt sich die Gendersprache durch? Die Mehrheit der Deutschen ist dagegen. Bild: picture alliance / blickwinkel/M
Durch das Gendern sondern sich ARD und ZDF vom Publikum ab. Kommen die Sender noch zur Besinnung? Oder ist es schon zu spät? Ein Gastbeitrag.
Nicht ohne Beklemmung muss ich mir eingestehen, dass der Beitrag „Gendersender“ von Fabian Payr mich beeindruckt und zum Besten gehört, das ich bisher zur Genderei in den Medien gelesen habe. Vermutlich entspricht meine mentale Verfassung der eines „verknöcherten Deutschlehrers“ wie auch eines „Sprachpolizisten“, um den (ansonsten „wertgeschätzten“) Kollegen Claus Kleber zu zitieren. Der bietet ein schönes Beispiel für die Kunst, sich gegen Kritik zu immunisieren, indem man dem Kritiker just das vorwirft, was man selbst praktiziert: in der Manier eines Oberlehrers das gemeine Volk umzuerziehen. Ich will damit nicht unterstellen, dass er damit (selbst für besonders zeitgeisthörige Moderatoren im öffentlich-rechtlichen Rundfunk) repräsentativ ist, es geht eben munter durcheinander.
Der aufklärungsresistente Aberglaube, Sprache sei ein Macht- und Herrschaftsinstrument zulasten der „Unterdrückten“ und müsse schon deshalb radikal verändert werden, gewinnt an Boden, obwohl er längst nicht mehr „state of the art“ ist. Er stammt aus dem von französischen Denkern wie Jacques Derrida lancierten Dekonstruktivismus, der als abgesunkenes Kulturgut in vermeintlich arrivierten Köpfen herumspukt. Als Philosophie musste diese Denkmode am Ende des vergangenen Jahrhunderts schon daran scheitern, dass ihre Verfechter sie auf sie selbst (und sich selbst) nicht anwenden konnten, ohne sie (und sich) zu widerlegen.
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