Moderatorin Megyn Kelly : Jetzt bleiben wir mal schön bei der Sache
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Stellt unbequeme Fragen: Moderatorin Megyn Kelly hier im Gespräch mit Ted Cruz Bild: AFP
Eine Fox-News-Moderatorin macht einem Präsidentschaftskandidaten Angst. Dass Donald Trump sie fürchtet, ist kein Wunder: Aber wer ist Megyn Kelly, die in Amerikas Fernsehen Furore macht?
„Die eine Person, die Trump Angst macht“ – so überschrieb die „Vanity Fair“ eine Geschichte über die Fox-News-Moderatorin Megyn Kelly. Kelly ist die Frau, vor der Donald Trump in der letzten Fernsehdebatte der Republikaner Reißaus nahm, und nicht zuletzt das hat dafür gesorgt, dass das amerikanische Publikum auf diese Journalistin schaut. Sie lehrt nicht nur Trump das Fürchten. Megyn Kelly setzt sich professionell kameragerecht in Szene, sie besitzt Charme und stellt kluge Fragen. Großmäulige Besserwisser kommen bei ihr ebenso schlecht weg wie herablassende Politiker, die meinen, ihre schiere Präsenz sei Wahlaussage genug. Megyn Kelly beherrscht ihre Themen bis ins Detail, und das verleiht ihr eine Autorität, wie sie im Augenblick im amerikanischen Nachrichtenfernsehen kaum ein Zweiter besitzt. Sie sprüht vor Ehrgeiz. Hohle Phrasen und vage Beteuerungen lösen bei ihr einen regelrechten Jagdinstinkt aus.
Megyn Kelly wuchs im Bundesstaat New York auf, studierte Politikwissenschaft und Jura und wechselte nach einer juristischen Karriere in den Fernsehjournalismus. Bei Fox News gilt Senderchef und Trump-Freund Roger Ailes als ihr Ziehvater. Dass ausgerechnet eine Frage zu Trumps frauenfeindlichen Äußerungen sie in den Mittelpunkt rückte, ist nicht ohne Ironie. Feminismus gilt bei Fox News als Schimpfwort. Megyn Kelly macht jedoch ihn dort auf geschickte Weise salonfähig. „Sie haben Frauen, die Sie nicht mögen, ,fette Schweine‘, ,Schlampen‘ und ,widerliche Tiere‘ genannt“, sagte sie im vergangenen August zu Trump. „Klingt das in Ihren Ohren nach dem Temperament eines Mannes, den wir zum Präsidenten wählen sollten?“
Amerika : Trump zieht Solo-Show durch
2011 hatte sie den konservativen Radiomoderator Mike Gallagher auseinandergenommen, der gesagt hatte, ihre dreimonatige Schwangerschaftspause sei „Abzocke“. Nach ihrer Rückkehr lud Megyn Kelly ihn in ihre damalige Sendung „America Live“ ein und fragte: „Neun Monate lang ein Kind zu tragen verdient also Ihrer Ansicht nach nicht mal ein paar Wochen Ruhe und Bindungszeit?“ Gallagher fragte zurück, ob Männer etwa Schwangerschaftsurlaub bekämen, und Kelly belehrte ihn: „Jawohl, Schätzchen. Nennt sich Family Medical Leave Act.“
Mit faktenfreiem Stammtischgepolter tonangebend
Das Magazin der „New York Times“ nennt solche entlarvenden Szenen inzwischen „Megyn-Kelly-Momente“. Dass es diese bei Fox News gibt, ist umso erstaunlicher. Denn dieser Sender ist mit faktenfreiem Stammtischgepolter im amerikanischen Nachrichtenfernsehen tonangebend geworden. Aber nun filetiert Megyn Kelly ebendort die Präzeptoren des rechtskonservativen Establishments. Karl Rove, Vordenker der Bush-Regierung und einer der klügsten Köpfe im konservativen Lager, musste sich 2012 von Kelly fragen lassen: „Ist dies Mathematik, um sich als Republikaner besser zu fühlen, oder ist das echt?“, als er am Wahlabend darauf bestand, dass Mit Romney weiter Chancen auf einen Sieg habe. Dick Cheney, den ehemaligen Vizepräsidenten, belehrte sie 2014: „Die Geschichte hat mehrfach bewiesen, dass Sie im Irak falschlagen, Sir.“