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Von Schirachs „Schuld“ im ZDF : Sie landen alle vor Gericht

Damit fing das ZDF online an: Bibiana Beglau und Devid Striesow in „Schuld“. Bild: GORDON MUEHLE

Von der Internetmediathek ins Fernsehen: Das ZDF erhofft sich mit diesem Doppelschlag der sechsteiligen Serie „Schuld“ von Ferdinand von Schirach eine Zuschauer-Vermehrung.

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          Vor genau zwei Wochen hat das ZDF seine neue, inzwischen bereits zweite und wiederum sechsteilige Serie nach den Kriminal- und Justizgeschichten des Strafverteidigers und Bestsellerautors Ferdinand von Schirach präsentiert: „Schuld“ aber wurde zunächst ausschließlich in der Internetmediathek des Senders, dafür auf einen Streich angeboten. Heute Abend um 21.15 Uhr kommt sie nun erstmals ins Fernsehen - allerdings nur mit der ersten Folge, die den Titel „Der Andere“ trägt. Die weiteren fünf Filme der Reihe, jeweils in sich abgeschlossene Fälle bietend, folgen im Wochenabstand.

          Jochen Hieber
          Freier Autor im Feuilleton.

          Natürlich erhofft sich das ZDF mit diesem erstmaligen Doppelschlag - Premiere im Netz, Zweitverwertung im Fernsehen - eine Vermehrung seiner Zuschauer um die Internetavantgarde des (meist) jüngeren Publikums. Seit dem 6. Februar und bis zum vergangenen Mittwoch wurden die Folgen in der Mediathek über Computer und Laptops, Mobiltelefone und internetfähige Fernsehgeräte rund 600 000 Mal abgerufen. Das entsprach etwa 3,9 Prozent der gesamten Mediathek-Nutzung in dieser Zeitspanne. Ob und wie sich dieses Vorabsehen auswirkt, werden die Quoten zeigen, die die TV-Ausstrahlung von heute Abend an erzielen kann - eine umfassende und genaue Auswertung des Experiments will das ZDF nach dem Ende der Fernsehfolgen, also nach dem 27. März, vorlegen.

          Die Schwerkraft, die Menschen niederzwingt

          Unabhängig davon aber sind die sechs „Schuld“-Folgen in der Regie von Maris Pfeiffer und Hannu Salonen sowie mit dem überzeugenden Moritz Bleibtreu in der Hauptrolle des Strafverteidigers Friedrich Kronberg ein außergewöhnliches Serien-Ereignis. In unserer Kritik zum Internetstart hieß es: „Ob die außer Kontrolle geratene erotische Phantasie eines wohlsituierten Paares (,Der Andere‘), ob eine Drogenmalaise im Berliner Hinterhof (,Schnee‘), ein fatales Internats- und Adoleszenzdrama in Ingolstadt (,Die Illuminaten‘), eine kammerspielartige Missbrauchs- und Gewaltelegie in Oldenburg (,Ausgleich‘), eine grotesk verspätete und tödlich endende Sühneaktion rund um den Bahnhof Zoo (,DNA‘) oder die Provinzkatastrophe des ,Volksfests‘: alle Folgen nutzen ihre jeweils fünfundvierzig Minuten für eine ungemein dichte, dabei nie gedrängt wirkende Handlungs- und Figurenintensität. Jede Folge findet auch ein treffliches Bild für die durchgängige Metapher von ,Schuld‘: die Schwerkraft, die Dinge wie Menschen erbarmungslos niederzwingt, auf den Boden der Tatsachen, wenn es gerade noch gutgeht - oder in einen Abgrund ohne Entrinnen, wenn es das Schicksal will.“

          Schuld beginnt an diesem Freitag um 21.15 Uhr im ZDF.

          Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Beitrags wurden Jobst Christian Oetzmann und Hannu Salonen als Regisseure der sechs Folgen genannt. Tatsächlich führen Maris Pfeiffer und Hannu Salonen Regie. Jobst Christian Oetzmann ist als Drehbuchautor an einigen Folgen beteiligt.

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