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FAZ.NET-Fernsehkritik : Wer hat die Bundeskanzlerin geohrfeigt?

  • -Aktualisiert am

Bild: dpa

Die Wahl des Bundespräsidenten ist auf vielen Fernsehkanälen zu sehen. Es zeigt sich: Auch eine Wahl, deren Ergebnis scheinbar feststeht, birgt Spannungspotential.

          12 Min.

          8 Uhr, n-tv
          Vollmundig hat n-tv angekündigt, „sich bereits ab acht Uhr live aus der Hauptstadt“ zu melden, was auch geschieht. Viel mehr als ein Melden ist es allerdings nicht. Reporterin Heike Boese steht vor dem Französischen Dom am Gendarmenmarkt, der Reporter Christian Wilp vor dem Reichstag, sonst aber ist noch niemand zu sehen, weshalb wir um diese Zeit nur erfahren, dass Gauck sich „zweimal in historischen Situationen absolut richtig verhalten“ hat: „vor 1989 gegen das System der DDR, nach 89 für die deutsche Einheit. Das spricht für ihn, und die meisten glauben, er wird diesem Amt durchaus gewachsen sein.“

          Michael Hanfeld
          verantwortlicher Redakteur für Feuilleton Online und „Medien“.

          9 Uhr, n-tv
          Das nächste „News Spezial live aus Berlin“ mit Anchorman Christoph Teuner beginnt. Einziger Live-Beitrag: Frank-Walter Steinmeier nimmt sich vor dem Betreten des Französischen Doms noch Zeit für die Aussage, Joachim Gauck sei der „der richtige Mann zur richtigen Zeit“. Der Politikwissenschaftler Oskar Niedermayer darf noch darauf hinweisen, dass die Erwartungen vielleicht allzu hoch sind: „Wie soll ein Mann alleine die Demokratie retten oder so was?“ Und schon schaltet man zu tausend Grad heißen Auspuffrohren („Helden der Boxengasse“).

          9 Uhr, Phoenix
          Der Parlamentskanal beginnt seinen Sendemarathon zur Bundespräsidentenwahl mit einem Doppelporträt. Es geht um die „Nazijägerin“ Beate Klarsfeld und den „Stasiaufklärer“ Joachim Gauck.

          9.10 Uhr, Phoenix
          Die Kiesinger Ohrfeige: Hans-Christian Ströbele erklärt, Beate Klarsfeld sei für ihn damals fast eine Heldin, für andere hingegen zur persona non grata geworden. Wolfgang Thierse beschreibt Gauck als Mischung zwischen konservativ und Anarchist. Martin Delius von der Piratenpartei ist unentschlossen, wen er wählen soll. Die Lebensläufe seien beeindruckend, ihm missfällt die „Rückwärtsgewandtheit“ beider Kandidaten.

          9.30 Uhr, Phoenix
          Der Publizist Wolfram Weimer schießt einen der größten Böcke des Tages: Joachim Gauck sei der „Franz Beckenbauer der Politik“. Was wohl der Wahlmann Otto Rehhagel dazu sagt?

          10.02 Uhr, n-tv
          Zum dritten Mal wird der kleine Beitrag ausgestrahlt, in dem zwei Wahlleute zu Wort kommen, beide von der SPD. Die Sportlerin Vanessa Low sagt: „Er kommt einfach sympathisch rüber“ und der Komödiant Ingo Appelt meint: „Es ist auch Rache an Merkel.“

          10.20 Uhr, n-tv
          Es beginnt die Dokumentation „Die Wulff-Story“: ein chronologischer Rückblick vom ersten Bericht der “Bild“-Zeitung über Wulffs Hauskredit bis zum Rücktritt. Heiner Bremer, n-tv Politikexperte, gibt vor schwarzer Wand Beurteilungen ab: So wie man Wulff kennengelernt habe, werde er auch Ehrensold und Büroausstattung kalt durchfechten.

          10.55 Uhr, Phoenix
          Der FDP-Politiker Holger Zastrow wird als einer der „Präsidentenmacher“ angekündigt. „Der Widerstand der Linken tut uns gut. Es zeigt, dass Gauck der richtige Präsident wird“, sagt er und meint, seine Partei sei wieder in den Blickpunkt der Wähler gekommen.

          11 Uhr, n-tv
          Anchor Teuner kommentiert Bilder: „Jawohl, da kommt Joachim Gauck angefahren. Und seine Lebensgefährtin Daniela Schadt.“ Man sieht derweil nur Angela Merkel vorübergehen. Einige Moment später: „Huch, das war er noch nicht.“

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