EU richtet „Newsroom“ ein : Brüssel bezahlt die Rechnung
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Thierry Breton, EU-Binnenmarktkommissar, während einer Pressekonferenz. Bild: dpa
Die EU-Kommission richtet für Nachrichtenagenturen in Brüssel einen Newsroom ein. Das wird nicht ganz billig. Soll das für „genehme“ Berichterstattung sorgen?
Seit Langem ist es der EU-Kommission ein Dorn im Auge, dass ihre vielfältigen Wohltaten in den Medien der Mitgliedstaaten zu wenig Beachtung finden. Die meisten EU-Behörden stört zudem, dass unverändert kein gemeinsamer Resonanzboden für europäische Politik, sprich keine europäische Öffentlichkeit, existiert. Es hängt fast ausschließlich von den jeweiligen nationalen Interessen ab, welche europäischen Themen von den Medien aufgegriffen werden. Einige wenige, meist englischsprachige Spezialmedien für die Brüsseler EU-Blase sind die Ausnahme, die diese Regel bestätigen – und die in den Mitgliedstaaten in der Regel unbekannt sind.
Nun glaubt die Kommission, einen Weg gefunden zu haben, mit dem sie diesem Problem zu Leibe rücken könnte. Es ist der in Brüssel gängige Weg: Geld aus EU-Mitteln. Mit knapp 1,8 Millionen Euro werde man den von 16 Nachrichtenagenturen geplanten Aufbau eines gemeinsamen Newsrooms in Brüssel unterstützen, kündigte Binnenmarktkommissar Thierry Breton am Montag an. Der Newsroom werde es „Journalisten ermöglichen, gemeinsam über EU-Angelegenheiten zu berichten und den Geist der Zusammenarbeit in der Heimat zu fördern“. Die Kommission glaube, „dass wir mit diesem neuen Schritt den europäischen Informationsraum stärken und den Zugang zu hochwertigen Informationen erhöhen werden“.
Nach Kommissionsangaben sollen mit dem Geld unter anderem Weiterbildungsangebote für Journalisten und eine neue mehrsprachige Website mit ausgewählten Texten der Nachrichtenagenturen zu EU-Themen finanziert werden. Koordiniert wird das Projekt von der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Beteiligt sind bekannte Agenturen aus den Mitgliedstaaten wie die französische AFP, die italienische ANSA, die belgische Belga, die österreichische APA sowie die spanischen Agenturen EFE und Europa Press. Hinzu kommen bemerkenswert viele Agenturen aus Nicht-EU-Ländern, etwa die serbische Tanjug, die albanische ATA oder die FENA aus Bosnien-Hercegovina.
Peter Kropsch, der Vorsitzende der dpa-Geschäftsführung, begrüßt den Brüsseler Geldsegen. „Wenn 16 Nachrichtenagenturen aus 15 Ländern mit ihrem jeweils nationalen Blickwinkel auf Europa einen gemeinsamen Newsroom in Brüssel nutzen, profitieren alle von der Vielfalt an Perspektiven“, sagte Kropsch am Montag. Dank der Vernetzung steige die journalistische Qualität. Wichtig sei, „dass sich alle Partner zum freien, unabhängigen Journalismus bekennen“. Das Projekt soll im Januar starten, bis Mitte 2022 soll der Newsroom einsatzbereit sein.