Enthüllungsjournalist Greenwald : Geld spielt keine Rolle
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Hat einen neuen Arbeitgeber gefunden: Enthüllungsjournalist Glenn Greenwald verlässt den „Guardian“ Bild: AP
Der Journalist Glenn Greenwald, der an den Snowden-Enthüllungen beteiligt war, verlässt den „Guardian“. Der Ebay-Gründer Pierre Omidyar köderte ihn mit einem verlockenden Angebot.
Glenn Greenwald verlässt den „Guardian“. Der Journalist, der durch die Veröffentlichungen der NSA-Dokumente des ehemaligen NSA-Vertragspartners Edward Snowden selbst zum Medienthema wurde, gab die Nachricht nicht selbst bekannt. Weil sie „geleaked“, also durchgesickert, sei, könne er sie nur bestätigen, ohne selbst mehr dazu zu sagen, teilte Greenwald auf seiner Internetseite mit. Es gehe jedoch um ein für einen Journalisten wie ihn traumhafte Angebot, für das er den „Guardian“ nun verlasse.
Das Rätsel, wer ihm das Angebot unterbreitete, wurde noch am Mittwoch gelöst. Pierre Omidyar, der Gründer von Ebay, der dem Aufsichtsrat des Unternehmens bis heute vorsteht, soll daran gelegen sein, den Journalismus neu zu erfinden. Für den in Honolulu lebenden gebürtigen Franzosen mit iranischen Eltern, der 1998 mit dem Börsengang von Ebay Milliarden verdiente und seitdem als Philanthrop gilt, wäre es nicht die erste journalistische Unternehmung. Vor drei Jahren schuf er das investigative Medienangebot „Honolulu Civil Beat“, das er im September dieses Jahres zur Partnerschaft mit der „Huffington Post Hawaii“ führte.
Auf seinem Blog bestätigte Omidyar am Mittwoch, dass er das Projekt mit Greenwald finanziere. Wie es genau aussehen werde, wisse er aber selbst noch nicht.
BeiOmidyar findet nun offenbar Glenn Greenwald eine Festanstellung. Wie Snowden für die NSA war der in Brasilien lebende Greenwald für den Londoner „Guardian“ im vergangenen Jahr lediglich als Vertragspartner tätig. Er entschied mit der Filmemacherin Laura Poitras – die nun ebenfalls mit ihm zieht –, wann NSA-Dokumente aus der Sammlung Edward Snowdens veröffentlicht wurden. Für den „Guardian“ trat Greenwald dafür als berichterstattender Journalist auf, der die Dokumente sachlich erklärte. Als freier Journalist betätigte er sich parallel als Blogger und Aktivist – mit eindeutigen Forderungen an die Politik und klaren Worten für seine Kollegen. Erst vor wenigen Tagen sorgte Greenwald während eines Interviews mit der BBC-Journalistin Kirsty Wark für Aufruhr. Abermals wehrte er sich gegen den Vorwurf, Terrorismus zu unterstützen. Er bezichtigte die britische Regierung der Lüge und stellte Edward Snowden nicht nur als Whistleblower, sondern als Helden dar. Snowden gehe es darum, die Öffentlichkeit zu informieren, er sei sich sicher, niemandem zu schaden.
Diese Einstellung scheint Omidyar zu imponieren. Greenwald wurde von ihm direkt angesprochen. Nun soll er ein „völlig neues journalistisches Angebot“ schaffen. Über Geld brauche er dabei nicht nachzudenken, gab Greenwald an. Der „Guardian“ bedauere die Entscheidung, schrieb die Unternehmenssprecherin Jennifer Lindauer per E-Mail. Man verliere einen bemerkenswerten Journalisten. Es bleibe jedoch die Einsicht, wie notwendig investigativer Journalismus sei.