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Mit Kacke-Emoji : Was Elon Musk für die Presse übrig hat

Fingerzeig: Elon Musk, hier fotografiert bei einem Besuch der Tesla-Fabrik In Grünheide. Bild: EPA

Elon Musk hat einen derben Humor. Doch schauen wir auf seinen Umgang mit Twitter und der demokratischen Öffentlichkeit, ist schnell Schluss mit der Witzigkeit. Eine Anfrage an press@twitter.com.

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          Dass Elon Musk von Journalisten nichts hält und die Presse verachtet, dürfen wir als bekannt voraussetzen. Mit kritischen Nachfragen hat er es nicht so, er betrachtet sich selbst als den größten Aufklärer von allen.

          Gerade hat er angekündigt, er werde verraten, wie die Twitter-Algorithmen arbeiten. Er will Künstliche Intelligenz einsetzen, um zu ermitteln, wer wie wo auf der Kurznachrichtenplattform die Öffentlichkeit „manipuliert“, während die von ihm beauftragte Recherchegruppe um den Journalisten Matt Taibbi Folge 19 der „Twitter Files“ veröffentlicht hat, die beschreiben sollen, was bei Twitter an Manipulation an der Tagesordnung war, bevor Elon Musk die Geschäfte übernahm.

          Es folgt die Zusicherung, dass Twitter-Nutzer vornehmlich mit Nachrichten ihnen bekannter Personen und „verifizierter“ Accounts versorgt werden, die seien nämlich tausendmal schwerer für Bots und Trollarmeen zu knacken als nicht verifizierte Konten.

          Noch Fragen? Wie das funktioniert? Oder warum Musk dem Lügenbaron Donald Trump hinterherläuft, der an der Zerstörung der amerikanischen Demokratie arbeitet? Wäre doch interessant, jenseits der erratischen Tweets von Musk etwas in Erfahrung zu bringen.

          Die Antwort kommt prompt

          Die Antwort auf solche und alle Fragen an press@twitter.com kommt prompt – auch das hat Elon Musk gerade angekündigt –, in Form eines Emojis. Das zeigt? Ein Kackehäufchen. Womit Elon Musk unmissverständlich ausdrückt, was er von einer Öffentlichkeit hält, die nicht seinem Zugriff gehorcht. Die passende Antwort hatte ein Nutzer gleich parat: Da gehe es den Journalisten jetzt halt auch nicht anders als jedem Twitteruser.

          Man könnte fast sagen, das sei schon ein Fortschritt. Schließlich hat Elon Musk die deutsche Presseabteilung von press@twitter.com im vergangenen Jahr aufgelöst. Da kam nichts mehr. Für juristische Fragen gibt es noch eine Anlaufstelle – eine Anwaltskanzlei in München. Alles andere wird mit professionellem Blabla wegmoderiert oder klingt wie der reine Hohn.

          Der nach dem deutschen Netzwerkdurchsetzungsgesetz erforderliche halbjährliche Transparenzbericht etwa beginnt mit dem Satz: „Der Einsatz für Transparenz ist bereits seit der Gründung Twitters eines unserer Kernanliegen und liegt in der DNA unseres Dienstes, da die Plattform öffentliche Debatten fördern soll. Dieser Einsatz entspricht unseren Bemühungen, konstruktive Unterhaltungen zu unterstützen, sie leicht zugänglich zur Verfügung zu stellen und deren Qualität weltweit zu fördern.“

          Gleichen wir das mit dem aktuellen Tweet von Elon Musk ab, ist endgültig klar, was nicht erst noch zu beweisen war: Mister Musk macht, was ihm gefällt. Wer könnte da noch helfen? Vielleicht der Twitter-Support? Von dort kommt auf unsere Anfrage zu Musks Häufchen auch eine automatisierte Antwort. Diesmal gibt sich Twitter geradezu rührend bemüht um uns: „Danke, dass Du uns kontaktiert hast. Twitter möchte eine sichere Umgebung schaffen, in der sich alle Nutzer frei entfalten können.“ Freie Entfaltung, das ist doch was! Unsere Anfrage, heißt es, werde überprüft. In der Zwischenzeit könnten wir uns im Security Center über Handreichungen informieren, um unsere „Twitter-Erfahrungen sicherer zu gestalten“.

          Michael Hanfeld
          verantwortlicher Redakteur für Feuilleton Online und „Medien“.

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