Die Talkshows der ARD : Dann halt wieder Euro
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Frank Plasberg moderiert „Hart aber fair“. Bild: WDR/Herby Sachs
Wenn jede Woche fünf Redaktionen in der ARD überlegen, welche Talkshow sie machen sollen, wieso kommt dann immer dieselbe Sendung heraus? Eine abgehörte Schaltkonferenz.
Hart aber fair
Die Redaktion spricht über Themen und Gäste der kommenden Woche. Am Tisch sitzen Frank Plasberg, der an seinem Handy spielt, und drei seiner Redakteure: ein Zyniker, ein noch größerer Zyniker und ein unverdorbener Jungredakteur.
Was ist denn mit den Hells Angels?
Wegen der Razzia jetzt?
Ja, aber auch so.
Du meinst, als Phänomen?
Was weiß ich.
Kommen die denn überhaupt ins Fernsehen, diese Rocker?
Wenn man nett fragt.
Vielleicht bringen sie ja ihre Motorräder mit.
Oder ihre ganzen Freunde.
Dann laden wir noch diese andere Gruppe ein, mit denen es immer Ärger gibt. Wie heißen die noch gleich?
Bandidos?
Richtig. Die sollen ihre Meinungsverschiedenheiten gleich im Studio klären.
Und hinterher Faktencheck!
Hallo, Leute, was soll das denn für eine Sendung werden? Es kann ja im Ernst nicht darum gehen, was von Rockerclubs zu halten ist. Ich meine, da sind sich doch alle einig. Oder?
Jedenfalls ist es nicht gut für `ne Diskussion, wenn sich alle einig sind.
Dann also doch als Phänomen?
Was soll denn da das Phänomen sein?
Ich überlege ja nur.
Ich frage ja nur.
Das Thema da dran ist doch ganz klar Gewalt, Drogen, Prostitution.
Oder Männer.
Oder Clubs.
Oder Motorräder.
Eine Sendung über Motorräder?
In diesem Moment geht die Tür auf. Eine Assistentin kommt herein. Sie bringt Plasberg einen doppelten Espresso und legt ihm einen verschlossenen Umschlag hin. Als sie wieder draußen ist, legt er sein Handy weg, öffnet den Umschlag, liest und zerreißt das Papier.
Die Maischberger macht den Sarrazin.
Woher weißt Du das?
Sagt mir ein Vögelchen.
Sarrazin war doch schon bei Jauch.
Sie hat ihn ja auch nicht. Sie macht ihn eher als Phänomen.
Phänomen: Endlich sagt’s mal einer?
Nee, andersrum.
Dass man eigentlich alles sagen darf?
So in der Art.
Wird ja ´ne brave Sendung werden.
Kommt Helmut Schmidt auch?
Der kommt doch immer. Darf ja auch alles sagen.
Da wären die Rocker mal was anderes.
Nee, nicht die Rocker.
Dann eben die Motorräder!
Männer und Maschinen. Wo darfst Du als Mann heutzutage überhaupt mal richtig Gas geben? Oder bist Du nur noch auf der Landstraße ein Held? Greift Dir sonst gleich jemand in den Lenker?
Ich würde das ganz breit anlegen.
Gesellschaftlich.
Als Phänomen.
Genau.
Ist das nicht bisschen weit hergeholt?
Überhaupt nicht. Das reicht bis in die Quote rein.
Frauenquote?
Einschaltquote.
Menschen bei Maischberger
Die Redaktion spricht über Themen und Gäste der kommenden Woche. Am Tisch sitzen Sandra Maischberger und drei Redakteure, die Zeitung lesen: ein Skeptiker, ein Fröhlicher, eine Praktikantin, die den ersten Tag da ist.
Ich weiß nicht, ob das mit Sarrazin noch so eine gute Idee ist.
Jedenfalls redet jeder über ihn.
Aber reicht das schon?
Vielleicht sollten wir was zum Urheberrecht machen?
Warum ist denn Sarrazin jetzt plötzlich nicht mehr gut?
Er sollte doch auch gar nicht Thema sein. Es ging doch darum, was man alles nicht sagen darf.
Redeverbote, stimmt!
War das Thema nicht genau andersrum?
Dass man alles sagen darf?
Ja, ich glaube, so war’s.
Das wird wieder so eine brave Sendung.
Ich finde Urheberrecht brav. Gibt’s da überhaupt zwei Meinungen?
Das ganze Internet ist voll davon.
Und wenn wir was übers Gärtnern machen als neuen Trend?
Gärtnern?
Immer mehr Deutsche gärtnern. Steht hier in der Zeitung.
Ich weiß nicht.
Habt ihr einen Garten?
Hatte Beckmann nicht gerade was zu Baumärkten?
Das war Plasberg.
Ich hab nur Balkon.
In diesem Moment geht die Tür auf. Ein Assistent kommt herein und bringt Sandra Maischberger eine Latte Macchiato und einen verschlossenen Briefumschlag. Die Redakteure schauen von ihren Zeitungen auf, während sie den Umschlag öffnet, liest und dann das Papier allen herumgibt.
Anne Will macht was zum Urheberrecht.
Ein Glück. Dann ist das durch.