Zensur in Thailand : Keine Witze über den Hund!
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Zu Füßen des Königs: Tongdaeng (vorne) ist der treueste Begleiter seiner Majestät Bhumibol (rechts). Anspielungen auf den Hofhund sind in Thailand strengstens untersagt. Doch auch wegen anderer Berichte drohen Sanktionen. Das bekommt die „New York Times“ zu spüren. Bild: Picture-Alliance
Die „International New York Times“ in Thailand hat ein Problem: Ihre Drucker streichen einen Artikel nach dem anderen. So bekommt die Zeitung lauter weiße Flecken. Für die Selbstzensur gibt es einen Grund.
Eigentlich hätte auf der Titelseite der „International New York Times“ in Thailand ein Artikel über die Verhaftung eines jungen Mannes stehen sollen, dem wegen vermeintlicher Beleidigung des Lieblingshundes von König Bhumibol bis zu 37 Jahre im Gefängnis drohen. Doch statt des Berichts prangte am Dienstag ein weißes Geviert auf der Frontseite, in dem allein der Hinweis zu lesen war: „Dieser Artikel wurde von unserer Druckerei in Thailand entfernt.“ Es ist schon der dritte Fall von Zensur dieser Art, den die internationale Ausgabe der „New York Times“ in dem ostasiatischen Land in diesem Monat erlebt.

Redakteurin im Feuilleton.
Anfang Dezember fehlte auf der ersten Seite der Zeitung ein Artikel, in dem der Korrespondent Thomas Fuller die thailändische Wirtschaft als schwächelnd und die Stimmung im Land als schlecht beschreiben wollte. Nur wenige Tage später blieb ein Beitrag ungedruckt, der sich mit dem Büro befassen wollte, das die Besitztümer des Königs verwaltet. In beiden Fällen hatte die Druckerei, die sich zu den Vorfällen nicht äußert, sich geweigert, die fraglichen Texte ins Blatt zu heben. Stattdessen erschien die Zeitung mit leeren Flecken auf der Seite eins.
Beobachter gehen davon aus, dass der Weißraum Ergebnis einer Selbstzensur der Drucker ist. Wie hart die Behörden gegen kritische Stimmen vorgehen, zeigt der Fall des Königshund-Kritikers. Er ist wegen Volksverhetzung, Computerkriminalität und Majestätsbeleidigung angeklagt, weil er auf Facebook eine satirische Fotomontage von Bhumibols Hund Toangdaeng mit „Gefällt mir“ markiert und mit Freunden im Netzwerk geteilt hat und außerdem eine Infografik online weiterreichte, die Korruption im thailändischen Militär thematisierte. Die Geschichte von Toangdaeng, dem streunenden Hund, den der Monarch bei sich aufnahm, ist jedem seiner Untertanen bekannt. Gerade läuft sie als Zeichentrickfilm in den thailändischen Kinos.
In kaum einem anderen Land wird Majestätsbeleidigung so hart bestraft wie in Thailand. Wer den 88 Jahre alten König, seine Frau oder den Thronfolger beleidigt, muss mit bis zu fünfzehn Jahren Haft für jeden Anklagepunkt rechnen. Seit nach einem Putsch im April 2014 eine Militärjunta die Verwaltung übernommen hat, wird jede Kritik am Königshaus noch unnachgiebiger verfolgt als zuvor. Die Medien dürfen nur noch vom Militär kontrollierte Nachrichten verbreiten, zahlreiche Radio- und Fernsehsender mussten schließen, auch das Internet wird zensiert.
Kurz nachdem die Behörden Anklage wegen der Beleidigung des Königshundes erhoben hatten, verurteilte das Militärgericht in Bangkok eine Thailänderin wegen Majestätsbeleidigung zu sieben Jahren Gefängnis. Sie soll auf Facebook über einen möglichen Putsch gegen das Regime geschrieben haben. Die Behörden ermitteln auch gegen den ehemaligen amerikanischen Botschafter in Thailand, der sich in einer Rede besorgt über die Haftstrafen für Kritiker des Regimes geäußert hatte.