ARD und ZDF : Fusionäre
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Sieht so die Zukunft aus? Auf den Werbefahnen zur Internationalen Funkausstellung in Berlin waren die Sender schon vor Jahren vereint. Bild: dpa
Die CSU meint, ARD und ZDF sollten fusionieren. Das geschieht garantiert nicht. Aber vielleicht bewirkt die Initiative wenigstens, dass die Anstalten nicht weiter expandieren.
Die Nachrichtenredakteure von „tagesschau.de“ hat der Vorschlag der CSU, die beiden öffentlich-rechtlichen Senderfamilien ARD und ZDF zusammenzulegen, offenbar amüsiert. „AZRDDF statt ARD und ZDF?“ haben sie die entsprechende Meldung überschrieben und gleich noch einen Tweet des NDR-Chefredakteurs Andreas Cichowicz dazugesetzt: „Langfristig CDU und CSU zusammenlegen? Die polit. konservat. Grundversorgung kann doch auch von 1 Partei geleistet werden.“
Mal davon abgesehen, dass der Streit zwischen den beiden Schwesterparteien ja gerade davon handelt, ob die CDU noch irgendetwas mit vermeintlich „konservativen“ politischen Positionen zu tun hat, verrät der leichte Lustigkeitsanfall der ARD zweierlei: Die Damen und Herren vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk sind sich ihrer Sache ziemlich sicher - nämlich dass aus der Sache nichts wird. Und sie wissen auch schon, was daraus würde - ein Apparat, dessen Kürzel mit sechs Buchstaben doppelt so lang ausfiele wie jetzt und der in seiner Gesamtheit dann auch nicht kleiner wäre, als ARD und ZDF es in der Addition jetzt sind.
Es ist schon immer so gewesen
Daraus spricht die gesicherte Erfahrung aus mehr als 65 Jahren öffentlich-rechtlichem Rundfunk in Deutschland. Denn je lauter darüber debattiert würde, dass dessen Expansion auch einmal Grenzen habe müsse, desto schneller wuchs er. Zur ARD kam das ZDF, zu den Dritten kamen die Satellitenprogramme, die Digitalkanäle, die Onlineauftritte, das Politikfernsehen Phoenix, zwei Kultursender, einer für Kinder, ein neues Angebot für Teenager und Twens. Nur der zwischendurch von Funktionären immer wieder mal geforderte öffentlich-rechtliche Sportkanal fehlt - noch.
Was aber wirklich fehlte, in all den Jahren, war die Selbsterkenntnis der Sender, dass ihre freihändige Interpretation des Begriffs „Grundversorgung“ nur dazu führt, dass damit alles gemeint sein kann, und sie den Bogen überspannen, vor allem mit den Summen, die sie den Beitragszahlern abverlangen. Was ist das Ergebnis? 8,5 Milliarden Euro Beitragseinnahmen pro Jahr, an die 25 000 bis 30 000 Festangestellte plus freie Mitarbeiter, Tochterfirmen noch und nöcher und am Ende Pensionslasten, die einem großen Sender wie dem WDR ein Jahresminus von 104 Millionen Euro bescheren. Dass da der Rundfunkbeitrag, wie die Gebührenkommission Kef gewarnt hat, demnächst um zwei Euro pro Monat zu steigen droht, darf niemanden wundern. Das aber ist auch der Hintergrund, vor dem die Forderung der CSU nicht mehr so lächerlich wirkt: Die Landesregierungen, die für die Medienpolitik und den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zuständig sind, wissen, dass sie den Beitragszahlern (und Wählern) mit dem nächsten Griff ins Portemonnaie für die Rundfunkanstalten nicht kommen dürfen. Also muss sich etwas ändern, bei ARD und ZDF, und zwar so, dass das Ergebnis nicht „AZRDDF“ lautet.