Deutscher Fernsehpreis 2011 : Der Wunsch heißt: Wiedersehen
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Joachim Fuchsberger (links) nahm die Ehrung von Frank Elstner entgegen Bild: dapd
Für sein Lebenswerk wurde Joachim Fuchsberger gekürt, die Preise in den Königsdiziplinen gingen an die Schauspieler Nina Kunzendorf und Jörg Hartmann. Der Abend gelang.
Frank Elstner hatte ein Problem. Wie sollte er in nur drei Minuten die Lebensleistung eines guten Freundes würdigen, der dafür an diesem Abend den Ehrenpreis der Stifter des Deutschen Fernsehpreises erhielt? Notgedrungen entschied sich Elstner für einen Schnelldurchlauf, in dem er nur Stichpunkte nannte zur beruflichen Vita des Wandlungsfähigen, der in der ersten Reihe auch nach mehr als drei Stunden gefasst seiner Ehrung harrte: Joachim Fuchsberger hat mehr als eine Karriere hingelegt, er ist Schauspieler, Unterhalter, Moderator und Autor.

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Was er erreicht hat, kann man allein daran erkennen, dass sein Frühwerk heute zu freundlich gemeinter Ironie taugt - zu überprüfen an der Edgar-Wallace-Persiflage, die in den letzten Jahren in zwei Teilen im Kino lief.
Der Geehrte, von Ovationen auf die Bühne begleitet, hat sich in einem Buch schonungslos mit den Mühen des Alters beschäftigt, wovon Elstner an diesem Abend aber nicht sprechen wollte. Fuchsberger blieb die Bescheidenheit selbst, dankte und formulierte nur „einen ganz persönlichen Herzenswunsch, der heißt: auf Wiedersehen“.
Adelsexperte Rolf Seelmann-Eggebert
In diesem emotionalen Augenblick und in einem weiteren - als der ARD-Adelsexperte Rolf Seelmann-Eggebert ausgezeichnet wurde - war die Branche ganz bei sich. Sie konnte zeigen, welche Persönlichkeiten das Fernsehen hervorzubringen vermag und wie diese das Medium prägen. Unbedingte Authentizität, nicht nachlassende Ausdauer und Zugewandtheit zeichnen Menschen wie Fuchsberger und Seelmann-Eggebert aus. Ihretwegen schalten die Zuschauer ein, klatscht der ganze Saal, und wir erleben an diesem Abend, für einen Augenblick, tatsächlich die „Fernseh-Ökumene“, wie der RTL-Moderator Marco Schreyl den Deutschen Fernsehpreis beschrieb.
Den Rest der Gala als glanzlos zu bezeichnen wäre noch wohlwollend formuliert. Nazan Eckes und Marco Schreyl führten so uninspiriert durch die Show, als durchblätterten sie lustlos einen Warenhauskatalog und machten Häkchen hinter dem jeweils nächsten, zu bestellenden Artikel. Es war dem Kabarettisten Dieter Nuhr vorbehalten, mit einer geistreichen Laudatio Akzente zu setzen. Den Moderatoren der RTL-Dschungelshow, Sonja Zietlow und Dirk Bach, die tatsächlich in der Kategorie „Beste Unterhaltung Show“ nominiert worden waren, bescheinigte er „Mitgefühl“ mit den D-Promis, die sich dem Insektenfraß hingeben, gepaart „mit unbedingtem Vernichtungswillen“. Von der Internationalen Funkausstellung hatte Nuhr die Hoffnung auf neue, intelligente Fernsehapparate mitgebracht, solche nämlich, die selbsttätig um- oder aussschalten, wenn das Programm jedes Niveau vermissen lässt.
Dass der „Eurovision Song Contest“ gewann, war nur zu verdient. Dass allein die ARD (beziehungswiese der NDR) sich mit dem Preis schmückt, verstellt aber das Bild, schließlich hat sich NDR-Unterhaltungschef Thomas Schreiber mit gutem Instinkt der besten Beigaben von Sat.1 (Anke Engelke) und Pro Sieben (Stefan Raab) versichert - insofern ist dies der fernsehökumenische Deutsche Fernsehpreis des Jahrgangs 2011.